Vogelerfassung zeigt: Weniger Sperbergrasmücken im Elbtal
Fast das gesamte Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Brandenburg gehört zum Europäischen Vogelschutzgebiet „Unteres Elbtal“. Eine der wertgebenden Arten des Vogelschutzgebietes ist die in Deutschland vom Aussterben bedrohte Sperbergrasmücke. Laut Staatlicher Vogelschutzwarte Brandenburg nimmt die Art auch in Brandenburg seit mindestens Mitte der 1990er Jahre stark ab.
In Deutschland kommt die Art vor allem im nordostdeutschen Tiefland vor. Die Brutreviere der Grasmücke in der Lenzener Elbtalaue liegen in Gebieten mit reich strukturierten Gebüschen, Hecken, Sträuchern und lichten Gehölzpflanzungen an extensivem Grünland und auf Brachen. Sperbergrasmücken bauen ihre Nester in dichten und oft dornigen Sträuchern. Sie nutzen zudem niedrige Bäume oder auch Totholz als Singwarten.
Der Langstreckenzieher kommt im Biosphärenreservat schwerpunktmäßig in den elbnahen Bereichen Lenzen-Gandow-Wustrow, Schadebeuster-Hinzdorf-Klein Lüben, Rühstädter Bogen sowie am Gnevsdorfer Vorfluter vor. Einzelne Reviere liegen im Rambower Moor sowie an der Stepenitz südlich von Perleberg.
In den Jahren 2009 bis 2012 wurde der Gesamtbestand im Biosphärenreservat von der Brandenburger Vogelschutzwarte auf 70 bis 80 Reviere geschätzt. Bei der Erfassung in den Jahren 2014 bis 2017 konnten auf Teilflächen mindestens 53 Reviere kartiert werden und der Gesamtbestand wurde auf 65 bis 75 Reviere geschätzt. Bei der aktuellen Erhebung eines Gutachterbüros und der Naturwacht im Biosphärenreservat wurden in den Schwerpunktgebieten auf Flächen mit einer Gesamtgröße von 7.000 ha lediglich 32 Reviere kartiert. Außerhalb der erfassten Teilgebiete wurden 13 weitere Reviere erfasst. Vogelkundlich versierte Anwohner ergänzten bei Nausdorf und am Rambower Moor zudem zwei weitere Reviere.
Gegenüber der letzten Erhebung ist im Elbvorland sowohl in der Deichrückverlegung bei Lenzen als auch im Rühstädter Bogen der Brutbestand gleichgeblieben, während er im Deichhinterland in den Bereichen zwischen Lenzen und dem Roddrang von fünfzehn auf sechs Reviere und zwischen Schadebeuster, Hinzdorf und Klein Lüben von acht auf zwei Reviere abnahm.
„Auch wenn die derzeitigen Ursachen für den Rückgang der Sperbergrasmücke nicht klar sind, kann im Vogelschutzgebiet einiges für diese stark gefährdete Art getan werden“, sagt Marion Korsch von der Naturwacht Lenzen. Vor allem die Anpflanzung strukturreicher Dornen- und Weidengebüsche könnte dem Singvogel helfen. Solche artenreichen Saumstrukturen wären an Gräben, Wegen und Waldrändern von großem Nutzen, so die Rangerin. Auch der Erhalt und die Entwicklung von extensivem Dauergrünland, artenreichen Hochstaudensäumen und Ruderalfluren würden die Sperbergrasmücke fördern.
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Gleichzeitig sind die 90 Rangerinnen und Ranger ansprechbar für alle, die in den Nationalen Naturlandschaften leben, arbeiten oder zu Gast sind. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Interessierte auf mehr als 500 geführten Touren, teilen ihr Wissen und sensibilisieren für richtiges Verhalten in den Schutzgebieten. Damit stärken sie auch den Naturtourismus in der Region. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Bildung für Nachthaltige Entwicklung, BNE: In ihrer Arbeit mit Junior-Ranger-Gruppen oder in Schul-AGs wecken die Ranger*innen Interesse an Themen rund um die Nachhaltigkeit und motivieren und befähigen sie, selbst aktiv zu werden.
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Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 01.12.2023