Seltene Gäste aus dem hohen Norden
Rühstädt. Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht beobachten im Dezember die Ankunft der ersten Seidenschwänze. Nach Brandenburg zieht es die Vögel nur, wenn es im hohen Norden zu kalt und unwirtlich wird. Ihrem Erscheinen folgt regelmäßig auch hierzulande ein Kälteeinbruch, weshalb die hübschen Tiere früher als Vorboten von Not und Krankheit galten.
Sophie Hoffmann von der Naturwacht freute sich am vergangenen Montag über 25 muntere und rufende Seidenschwänze, die sie während der Wasservogelzählung zwischen Rühstädt und Bad Wilsnack gesehen hat. Die hierzulande seltenen Seidenschwänze brüten in Nordeuropa und Sibirien und verbringen zum Großteil auch den Winter dort. Auf den Weg nach Westeuropa machen sich die Vögel erst, wenn es zu kalt wird und nicht mehr genug Nahrung zu finden ist. Dann sind sie insbesondere in Bäumen und Sträuchern mit Früchten zu finden, von denen sie sich hauptsächlich ernähren. Dass ein Teil der Früchte bereits vergoren ist, macht dem Seidenschwanz dank seiner verhältnismäßig großen Leber nicht viel aus. Wenn er jedoch zu viele frisst, kann es dennoch zu einem unsicheren Flug kommen. In die Prignitz kommt dieser besondere Vogel jährlich, wenn auch in unterschiedlicher Anzahl. Weiter südlich und westlich in Deutschland kommt er nur in Jahren mit besonders kalten Wintern vor – dann meistens in großer Stückzahl.
Wer selbst gerne einmal Seidenschwänze beobachten möchte, kann dies mit etwas Glück, Geduld und Obst sogar im eigenen Garten. Häufig ist der Seidenschwanz nicht alleine, sondern kommt in kleinen oder größeren Gruppen mit bis zu 100 Individuen vor. Dann sind sie bereits aus der Ferne an ihrem trillernden Ruf zu erkennen. Der etwa starengroße Vogel hat eine kompakte Gestalt, ein bräunlich-gräuliches Gefieder und fällt vor allem durch die gelben Farbflecken auf den Flügeln und dem Schwanz auf. Auf dem Kopf trägt er eine „seidene“ Federhaube, der er seinen Namen verdankt. Wie lange die Vögel dieses Mal bleiben werden, hängt vom Verlauf der Winters ab.
Früher sah man die Vögel als Überbringer von Not und Krankheit an, weil ihrem Erscheinen meist ein Kälteeinbruch folgte. Heute weiß man: die Tiere bringen nicht die Kälte, sie flüchten vor ihr. Damit sind sie gewissermaßen zuverlässige Vorboten einer Kältewelle. Mit dem Klimawandel hat der Besuch der Seidenschwänze nicht viel zu tun. Sie sind schon immer in kalten Wintern bei uns aufgetaucht. Ob sie nun in Zukunft wegen milderer Winter seltener oder wegen extremeren Wintern häufiger in großer Zahl vorbeikommen werden, kann noch nicht beurteilt werden.
Die Naturwacht im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Brandenburg ist neben der Gebietskontrolle und Öffentlichkeitsarbeit auch für die Erfassung seltener Tier- und Pflanzenarten zuständig. In den Wintermonaten geht sie auf Spurensuche von Bibern und zählt die rastenden Gänse, Schwäne und Kraniche. Aber auch besondere Vögel wie der Seidenschwanz werden erfasst, um eine gute Datengrundlage über das Vorkommen dieser Vögel zu haben.
Hintergrund Naturwacht Brandenburg
Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in den 15 Nationalen Naturlandschaften (Großschutzgebieten) des Landes und füllen das Motto „Mittler*innen zwischen Mensch und Natur“ mit Leben. Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – sind sie unterwegs und erfassen Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen, Grundwasserspiegeln sowie zur Qualität von Gewässern. Sie setzen im Nationalpark, den drei Biosphärenreservaten und den elf Naturparken zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen um und kontrollieren deren Erfolg.
Gleichzeitig sind die 90 Rangerinnen und Ranger ansprechbar für alle, die in den Nationalen Naturlandschaften leben, arbeiten oder zu Gast sind. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Interessierte auf mehr als 500 geführten Touren, teilen ihr Wissen und sensibilisieren für richtiges Verhalten in den Schutzgebieten. Damit stärken sie auch den Naturtourismus in der Region. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Bildung für nachthaltige Entwicklung, BNE: In ihrer Arbeit mit Junior-Ranger-Gruppen oder in Schul-AGs wecken die Ranger*innen Interesse an Natur- und Umweltschutz.
Mehr als 350 Freiwillige unterstützen die Naturwacht Brandenburg bei diesen vielfältigen Aufgaben. Seit 1997 arbeitet die Naturwacht unter dem Dach der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Mehr Informationen unter: www.naturwacht.de
Diese Meldung ist eine Pressemitteilung der Naturwacht Brandenburg.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 21.12.2023