Praktikumsstellen und Freiwilligendienste

Bundesfreiwilligendienst

Wir bieten im Rahmen des vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben etablierten Programms Bundesfreiwilligendienst zwei Einsatzstellen in Rühstädt in Brandenburg an.

Aufgabenfeld der Einsatzstelle: Je nach Vorwissen, fachlicher Eignung und Interesse der Bewerberinnen und Bewerber besteht die Möglichkeit der Unterstützung und Mitarbeit in den verschiedenen Sachgebieten der Biosphärenreservatsverwaltung:

  • Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit (Veranstaltungen, Standbetreuung, Webseite)

  • Nachhaltige Tourismusentwicklung (Pflege von Infotafeln und Infrastruktur, Unterstützung bei der Erarbeitung neuer Konzepte)

  • Biotop- und Artenschutz (Ablesen von Messpegeln, Dateneingabe)

  • Zentrale Verwaltung (Sekretariat)

  • Fahrdienste (PKW-Führerschein ist zwingend notwendig)

  • Hilfsarbeiten in der Dienststelle

Interessante Vorschläge durch Bewerberinnen und Bewerber für weitere Aufgabenfelder nehmen wir gerne entgegen. Sprechen Sie uns an!

Was wir erwarten: Interesse an naturschutzfachlichen Themen, Einsatzbereitschaft und selbstständiges Arbeiten. Ein Führerschein der Klasse B ist notwendig.

Was wir bieten: Einen interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsplatz mit einem engagierten interdisziplinären Team. Außerdem bieten wir den Freiwilligen kostenfrei ein möbliertes Zimmer mit eigenem Bad (Dusche/WC) und Nutzung der Gemeinschaftsküche.

Rahmenbedingungen: Die Länge des BFD sollte zwischen 6 und 18 Monaten liegen. Die Bewerberinnen und Bewerber sollten möglichst 18 Jahre alt sein. Nach oben gibt es keine Altersbegrenzung. Für Freiwillige über 27 ist auch eine Teilzeitbeschäftigung möglich. Vom Träger Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) wird ein monatliches Taschengeld bezahlt. Weitere Infos darüber sind hier zu finden.

Interessierte schicken bitte eine Bewerbung per E-Mail  mit dem möglichen Eintrittsdatum an die Ansprechpartnerin Daniela Wegner.

Ein Nest für den Fischadler - Bundesfreiwillige im Einsatz

Michael Sedlmeier bei der Vorbereitung der Nisthilfe, für die Anbringung im Wald. Foto: Clemens Herche

Im Sommer wimmelt es von Störchen rund um unseren Arbeitsplatz in Rühstädt. Das Europäische Storchendorf, im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, ist mit jährlich über 30 Brutpaaren das storchenreichste Dorf Deutschlands. Doch auch innerhalb der Wintermonate, wenn sich die Störche in Afrika die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, gibt es im Biosphärenreservat viel zu tun. Heute geht es in den Wald und hoch hinaus in die Krone einer Kiefer, denn eines der seltenen Fischadlerbrutpaare benötigt einen neuen Niststandort.

Johanna Hefekerl: Am 9. Januar 2020 holte ich die dringend benötigte Nisthilfe für den Fischadler im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, in der Nähe von Berlin ab. Mit dem Dienstbus fuhr ich zwei Stunden durch Brandenburg nach Himmelpfort. Wo sonst die Wunschlisten der Kinder an den Weihnachtsmann eingehen, begrüßte mich mitten im Wald, ein älterer Mann mit Bart und zwei kleinen Hunden. Er erzählte mir ausgiebig von Fischadlern und den aus Zink angefertigten Nisthilfen, um die Adler beim Anlegen ihrer Horste zu unterstützen. Der Leiter der Naturschutzstation erklärte mir die fachgerechte Anbringung der Nisthilfe in einer Kiefer und auf welche Dinge dringend geachtet werden sollte. Zum Schluss luden wir die Materialien gemeinsam in den Bus ein und ich fuhr voller Tatendrang zurück zu meinen Kollegen nach Rühstädt.

Damit die Nisthilfe vom Fischadler genutzt werden kann, brauchte es noch weitere Schritte, die Michael, auch Bundesfreiwilliger im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, und ich erledigen mussten.

Wir schlugen die Nisthilfe mit Maschendrahtzaun aus, damit die Nistmaterialien nicht durch die großen Zwischenräume der Nisthilfe fallen konnten. Im Anschluss besorgten wir große und kleine Äste, um die Nisthilfe mit den Nistmaterialien ausfüllen zu können. Die Nisthilfe hat einen Durchmesser von circa einem Meter und ist 40 Zentimeter hoch, sodass wir viele dicke und dünne Äste sammelten, um die Nisthilfe füllen zu können.

Um unser Projekt „Nisthilfe für den Fischadler“ abschließen zu können, fuhr Michael mit der NATURWACHT in den Wald und brachte unsere Nisthilfe, zusammen mit Fachleuten, professionell in einer Kiefer an. Seine Erlebnisse im Wald schildert Michael in den nächsten Zeilen.

Michael Sedlmeier: Am frühen Morgen machte ich mich, zusammen mit dem Biosphären-Ranger Clemens auf den Weg. Bald mussten wir feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, einen bestimmten Baum im Wald zu finden. Doch mit Hilfe von GPS-Gerät und Kartenmaterial haben wir es letztlich trotzdem geschafft. Am richtigen Baum angelangt, erwartete uns auch schon der Fachmann. Nach einem kurzen Briefing verabschiedete er sich jedoch schon und zog sich über eine von ihm angebrachte Vorrichtung in den Baumwipfel hinauf. Dort angelangt begann er einen geeigneten Platz für die Nisthilfe zu schaffen. Zusätzlich installierte er einen Flaschenzug, über den wir ihm die benötigten Materialien nach oben schicken konnten. Während er sich oben austobte, hatten wir von unten die Möglichkeit, die ganze Aktion zu verfolgen und zu fotografieren. Nach kurzer Zeit stieß noch der örtliche Förster dazu. Wir freuten uns über seine Gesellschaft und die spannenden Informationen über Vorkommnisse im Wald – von Adler über Jäger, bis hin zum Wolf.

Das Hochziehen der Nisthilfe und des Nistmaterials forderte viel Zugkraft, aber zu viert stellte das keine große Herausforderung dar. Damit wir dem Baum keinen unnötigen Schaden zufügten, haben wir uns spontan dafür entschieden, den Horst mit wetterfesten Kabelbindern zu befestigen, statt zusätzliche Schrauben zu benutzen. Wir fuhren zum nächstgelegenen Baumarkt und ließen unseren Fachmann in der windigen und kalten Baumkrone zurück. Trotz knurrenden Mägen entschieden wir uns die Mittagspause nicht mit dem Baumarktbesuch zu verbinden – wahre Teamplayer. Zurück im Wald erspähte uns der Fachmann schon von weitem, aus seinem Adlerhorst und war froh, dass wir so schnell wieder zurückkehrten und die richtigen Kabelbinder besorgt hatten.

Als letzten Schritt zogen wir noch eine glatte Metallmanschette nach oben. Diese befestigte der Fachmann wie einen breiten, engen Ring um den Baum, damit Nesträuber, wie Waschbär oder Baummarder, den Baum nicht bis in die Höhe des Adlerhorsts erklimmen können. Zurück auf dem Boden angelangt verabschiedete sich der Fachmann von uns. Wir halfen ihm noch kurz beim Aufräumen, aber schlussendlich siegte der Hunger und wir machten uns auf den Weg zurück nach Rühstädt , zur wohlverdienten Mittagspause.

Johanna Hefekerl, Jahrgang 1995, hat vor Ihrem Bundesfreiwilligendienst im Biosphärenreservat noch keine Nestbauhilfe für Fischadler geleistet und war begeistert von den dafür nötigen Baumkletterkünsten. Sie hat „Landschaftsökologie und Naturschutz“ an der Uni Greifswald studiert und möchte ihre Erfahrungen aus dem ökologischen Bundesfreiwilligendienst gerne ins praktische Berufsleben einbringen.

Michael Sedlmeier, Jahrgang 1995, ist Bankkaufmann und möchte sich beruflich neu orientieren. Den ökologischen Bundesfreiwilligendienst im Biosphärenreservat sieht er als eine Art Linse, die ihm einen geschärften Blick auf sein zukünftiges Berufsfeld ermöglicht. Nach seinem Engagement in Rühstädt möchte er Umweltwissenschaften studieren. Er ist gespannt, wann das erste Fischadlerpaar auf der von ihm mit aufgebauten Nisthilfe brütet.

Freiwilligendienst an der Elbe - Abwechslungsreich und Spannend

Vier Praktikanten und Bundesfreiwillige stehen im Wald, die Jacken- und Hosentaschen sichtbar mit Eicheln gefüllt.
Die Taschen voll mit Eicheln - das war unser Team zur Eichelaussaat. Foto: M. Haag/Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Der Abschluss des Studiums war in Aussicht, die Jobsituation aufgrund von Corona nicht gerade optimal. Trotzdem bestand der Wille etwas Sinnvolles zu machen, Berufserfahrungen zu sammeln. Der Traum einer Zukunft im Besuchermanagement in einem Großschutzgebiet. Ein paar Gespräche später ist klar: Ein ökologischer Bundesfreiwilligendienst im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ist die Lösung.

Im Oktober ging es los. Die Ankunft im Storchendorf Rühstädt. Und die Feststellung, dass Rühstädt nicht, wie erwartet, etwa 460 Einwohner hat, sondern nur 240. Nicht, dass das einen Unterschied machen würde. Bei bestem Herbstwetter Deich und Elbvorland erkunden, zum Abendessen mit den Praktikanten zusammensitzen und Freundschaften schließen.

Der nachhaltige Tourismus, ein wichtiger Bereich im Biosphärenreservat und passenderweise das Thema des abgeschlossenen Studiums. Klar ist, der Fahrradtourismus an der Elbe ist ganz groß. Aber was ist mit den Wanderbegeisterten? Für sie gilt es, Möglichkeiten zu schaffen und auszubauen. Dafür findet sich schnell ein kleines Projekt. Die bestehenden Wanderwege kartieren, das heißt abgehen und z. B. die Beschilderung kontrollieren, und dazu passende und benötigte Maßnahmen erstellen. Mit Hilfe von QGIS, einem Geoinformationssystem, die Wege und (fehlende) Beschilderung in eine Karte einzeichnen

Meldungen schreiben und auf die Webseite setzen, Newsletter erstellen und den Pressespiegel des Biosphärenreservats „up-to-date“ halten: So ist auch die Öffentlichkeitsarbeit ein Teil des Alltags. Hier geht es z. B. darum, die Webseite des Reservats zu aktualisieren und Ideen für eine einfachere und schnellere Nutzung zu finden oder Barrieren aufzulösen. Geplant ist außerdem, die Arbeit einer ehemaligen Praktikantin fortzusetzen und kurze Imagevideos der Partnerbetriebe des Reservats zu drehen, zu schneiden und zu veröffentlichen.

Häufig geht es raus in die Natur, sei es zur Eichelaussaat für den Waldumbau, der für einen gesünderen Wald sorgen soll, oder zur Weidenpflanzung im Elbvorland. Die Unterstützung der Praktikanten bei ihren praktischen Arbeiten ist erwünscht, interessant und macht Spaß. Das reicht vom einfachen Fahrdienst zu Experteninterviews, zur Unterstützung bei der Auswertung von Gewässerproben auf der Suche nach einer klitzekleinen Schnecke.

Langweilig wird es im Biosphärenreservat nicht. Tagsüber sorgen die abwechslungsreichen Aufgaben für Beschäftigung, abends die anderen Bewohner des Hauses. Und obwohl seit Januar die Arbeit vom heimischen Esszimmer aus stattfindet steht fest: Es gibt immer etwas zu tun.

Die Autorin Magdalena Haag absolviert derzeit ihren ökologischen Bundesfreiwilligendienst in der Biosphärenreservatsverwaltung.

Freiwillige berichten: Wurm ist nicht gleich Wurm!

Mehrere Mitarbeiter sortieren an langem Tisch die Bodenproben. Foto: D. Schmaler

Die Bundesfreiwilligen im Biosphärenreservat führen zusammen mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL) Bodenanalysen durch. Auf Versuchsflächen des Energiepflanzenanbaus erfassen sie Bodenparameter wie Feuchtigkeit und Temperatur und auch Regenwürmer werden gezählt. Die Untersuchungen dienen künftigen Anbauempfehlungen. Bundefreiwilliger Detlef berichtet.

„Helfer zum Regenwurm sortieren gesucht. Im Rahmen des Projektes zum Anbau mehrjähriger Energiepflanzen sollen ab dem 25.4.2022 auf den Flächen mit Durchwachsener Silphie und Wildpflanzen die Regenwürmer untersucht werden.“

Unser Interesse wird durch diese Information des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) e.V. geweckt. So machen wir uns vom 25.-27.04.22 auf den Weg nach Legde und Lütjenheide. Wir, das sind drei Bundesfreiwillige von der Biosphärenreservatsverwaltung in Rühstädt, weitere Helfer aus der näheren Umgebung gehören dazu.

Im Projekt werden die Böden von Versuchsanbauflächen mehrjähriger Energiepflanzen untersucht. Auf Probeflächen in der Prignitz erfassen Helfer die Regenwurmbestände und führen Bodenanalysen durch. Unsere Tätigkeit ist die Entnahme von Bodenproben, die Aufnahme von Bodenparametern (Feuchtigkeit und Temperatur) und die Entnahme von Regenwürmern.

Für die Probenentnahme heben die Helfer im Durchmesser ca. 50cm große und 20cm tiefe Löcher aus. Die Freiwilligen fügen dem entstandenen Loch einer Senflösung zu. Diese Lösung dient dem Anlocken der tiefer lebenden Regenwürmer. Die Regenwürmer werden anschließend in mit Zellulose und Wasser vorbereitete Probegläser für weitere Untersuchungen bereitgestellt. Nachdem die Beprobung erfolgt ist, wird je Probeloch die Temperatur gemessen und eine Bohrprobe zur Bodenfeuchtemessung im Labor entnommen.

Danach geht es zum Sortieren auf das Gelände der Agrarproduktivgenossenschaft Abbendorf nach Legde. An langen Tischen wird das Probenmaterial ausgeschüttet und die Suche nach den Regenwürmern kann beginnen. Wir lernen: Nicht nur die Würmer sind von Bedeutung, sondern auch die ca. 3-4mm großen Kokons sollen gesammelt werden. Aus diesen Kokons entsteht der Regenwurmnachwuchs. Außerdem sammeln die Helfer verschiedene Regenwurmarten: Der Ackerwurm (in der oberen Probenschicht) und der Tauwurm (Gemeiner Regenwurm in der unteren Probenschicht). Weitere Arten ermitteln Mitarbeiterinnen im Labor. Regenwurm ist also nicht gleich Regenwurm!

Nach drei interessanten Tagen sind die Proben verarbeitet und den Wissenschaftlern in Berlin stehen die Daten für die Untersuchung, die Auswertung und die zukünftigen Anbauempfehlungen zur Verfügung.

Autor Detlef ist Bundesfreiwilliger im Biosphärenreservat in der Verwaltung in Rühstädt und arbeitet gerne im Feld.

Freiwillige berichten: Reptilien-Monitoring im Biosphärenreservat

Wiko Marth Toledo von der Biosphärenreservats Verwaltung, absolvierte letztes Jahr sein Abitur und nutzt den Bundesfreiwilligendienst als Übergang zum Geographie Studium. Foto: Marie Lowicki

Das Wissen über die Verbreitung und Häufigkeit einer Artengruppe sowie einzelner Arten ist der erste Schritt zum Schutz dieser und der allgemeinen Biodiversität. Aus diesem Grund finden Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg regelmäßig Monitorings verschiedener Tierarten statt. Seit Anfang Mai befassen sich zwei Bundesfreiwillige, Marie von der Naturwacht und Wiko von der Verwaltung des Biosphärenreservats, mit den Reptilien in der Region rund um Rühstädt. Basierend auf früheren und aktuellen Beobachtungen wurden geeignete Gebiete ausgesucht, in welchen Reptilien vorkommen können. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Nachweis einer besonders streng geschützten Art: Der Schlingnatter (Coronella austriaca).

Zur Kontrolle von Reptilienaktivität werden unter anderem sogenannte „Schlangenbretter“ verwendet. Ein Schlangenbrett besteht aus Teichfolie und zwei Holzlatten. Die Folie wird quadratisch auf 1 x 1 Meter zugeschnitten; die Holzlatten werden zur Stabilität an zwei gegenüberliegenden Seiten befestigt. Zu großen Teilen kommt die Teichfolie aus dem Gemeinschaftsgarten in Wittenberge. Dort hatte sie keine Verwendung mehr, die Naturwacht hingegen, der der zuständige Verein die Teichfolie großzügig überlassen hat, kann sie ideal einsetzen. Die Schlangenbretter sorgen für einen warmen und geschützten Platz, welcher für Reptilien ideal ist.

Mit Fotokamera und Bestimmungsbuch ausgerüstet kontrollieren Marie und Wiko einmal pro Woche alle Schlangenbretter. Dabei ist es wichtig, dass die Wetterverhältnisse stimmen. Weder zu kalt noch zu heiß darf es sein (17-22 °C), so müssen sie, je nach Temperatur, früher oder später losfahren. In den vergangenen fünf Monaten konnten neben einigen Zaun- und Waldeidechsenfunden auch Blindschleichen, Ringelnattern und sogar zwei Schlingnattern auf den untersuchten Gebieten nachgewiesen werden. Das für dieses Jahr beendete Projekt wird nächstes Jahr im Frühling wieder aufgenommen, wenn die Reptilien ebenso wieder aktiv werden.

„Wer sich dafür einsetzt, Säugetiere und Vögel vor dem Ausrotten zu schützen, kann stets auf Beifall hoffen. Mit diesen beiden Tiergruppen ist jedermann vertraut, zu ihnen fühlt er sich hingezogen, und ihren Rückgang beklagt er mit ehrlicher Anteilnahme. Wie steht es jedoch mit den stammesgeschichtlichen Ahnen der Säugetiere? Die Reptilien haben auch ihr von der Natur aus zuerkanntes Recht zu leben. […] Durch die fortschreitende Besiedlung […] und den Einsatz von Insektengiften werden ihre Lebensräume bedroht […].“ (Wermuth, 2000)

Nach diesem Motto setzt sich die Naturwacht für alle Tierarten gleichermaßen ein und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität im Biosphärenreservat Elbe-Brandenburg.

Autor Wiko absolviert ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst in Rühstädt.

Quellenverzeichnis: Wermuth. 2000. Bedrohte Kriechtiere. In Bernhard Grzimek, Tierleben Enzyklopädie des Tierreichs (6. Band, S. 35 f.). Augsburg, Deutschland: Bechtermünz und Weltbild.

Freiwilliges Jahr in Rühstädt – ein Rückblick

Im Zuge des Projekts SOS Arvalis haben wir Laich des Moorfrosches entnommen, damit sie in geschützter Umgebung unter Aufzucht groß werden und später ausgesetzt werden konnten. Foto: Oliver Krause

Von Quitzöbel bis hinter Lenzen erstreckt sich entlang der Elbe eine einzigartige Naturlandschaft - das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Durchzogen von Naturschutzgebieten wohnen viele Prignitzer dort, wo andere Urlaub machen - meist ohne es zu wissen. Wir, das sind Helene Gurr und Naike Kopsch, haben nach unserem Abitur 10 Monate für und in diesem Gebiet gearbeitet. Im Storchendorf Rühstädt sitzt neben Nabu und Naturwacht nämlich auch die Verwaltung des Biosphärenreservats und bietet jedes Jahr zwei Stellen im Ökologischen Bundesfreiwilligendienst an. Jetzt, wo die Zeit bald vorbei ist und wir ein Teil des Teams geworden sind, blicken wir auf unsere Zeit und das Gelernte zurück. Langweilig wurde es dabei nie.

Biosphärenreservate sind Modelllandschaften für das Zusammenleben von Mensch und Natur. Der Aufgabenbereich der Verwaltung erstreckt sich von Monitoring und Artenschutzmaßnahmen über nachhaltigen Tourismus bis hin zur Bildungsarbeit. Demnach standen wir zu Beginn des Freiwilligenjahres vor einer großen Auswahl um uns auszuprobieren und einzubringen.
Die Arbeit draußen im Gebiet ist dabei ein Grundbestandteil, sodass wir oft durchs ganze Gebiet fuhren und die Region auf neuer Ebene kennenlernten, während wir beispielsweise die Haltepunkte Natur betreuen. Praktische Arbeiten gibt es für uns viele, sei es die Beringung der Jungstörche in der Prignitz, das Ausbringen von Horstschutz für bedrohte Greifvögel oder die Entnahme von Laich des Moorfrosches für den Artenschutz.
Spielt das Wetter mal nicht mit, unterstützen wir bei der Öffentlichkeitsarbeit: Die Website betreuen, Artikel schreiben, Newsletter erstellen oder auch mal einen Flyer designen.
Regelmäßig leisten zudem junge Menschen ihr studentisches Praktikum in der Verwaltung des Biosphärenreservats ab. Diese begleiten wir bei ihrer Arbeit und haben einen ersten Einblick in den Studentenalltag.

Das Biosphärenreservat zeigt auf verschiedensten Veranstaltungen, wie dem BiosphäreElbeMarkt in Dömitz oder dem Umweltfestival in Berlin, oft Präsenz. Für die Standbetreuung ist Unterstützung durch uns immer willkommen und bietet neben fachlichem Input für uns auch die Erweiterung der zwischenmenschlichen Fähigkeiten.
Wer gern mit Kindern arbeitet, kommt beim ÖBFD in Rühstädt auch auf seine Kosten. Mit diversen Bildungsangeboten werden Kinder an das Thema Nachhaltigkeit und Natur herangeführt. Ein von der Verwaltung organisiertes Beispiel ist das alljährliche Einheitsbuddeln oder die Junior Ranger AG der Naturwacht. Generell ist es oft möglich neben den Tätigkeiten in der Verwaltung auch die Naturwacht bei ihren Aufgaben zu begleiten – Vogelzählungen, Bibermonitoring im Winter und vieles mehr.

In dem familiären, fürsorglichen Team lag es den Kollegen von Anfang am Herzen unser persönliches Wachstum zu fördern. Die Ungewohntheit nach Beendigung der Schule lässt sich durch die erste Arbeitserfahrung und neue Situationen ablegen, sodass man motiviert und offen in seinen neuen Lebensweg starten kann.

Ein Teil des ÖBFD ist ein Jahresprojekt, das in selbstständiger Arbeit entsteht. Wir beschäftigten uns im Zuge dessen mit dem Thema Waldumbau. Konkret sah das so aus: Eicheln sammeln, diese auslegen, im Frühsommer Sprösslinge suchen und einen Verbissschutz anbringen. Ziel sind zukunftsfähige Mischwälder in Zeiten des Klimawandels.

 Wer also unsicher ist wie es nach der Schule weitergehen soll, oder einfach mal was anderes machen möchte hat hier die Möglichkeit charakterlich zuwachsen und ein tolles Jahr umgeben von Natur zu verbringen.

Studentisches Praktikum / Praxissemester / Abschlussarbeiten

Rund um das Jahr ist es bei uns möglich studentische Praktika (nur Pflichtpraktika), Praxissemester oder Abschlussarbeiten zu absolvieren (in der Regel mindestens drei Monate). Dabei ist, je nach Interessengebiet, eine Spezialisierung auf alle Fachgebiete im Biosphärenreservat möglich. Aktuell zu bearbeitende Themen finden Sie hier. Sie können uns aber auch gern bezüglich weiterer Themen anfragen. Eine Betreuung ist dann je nach zeitlichen Kapazitäten möglich.

Was wir Ihnen bieten können:

- Gute fachliche Betreuung durch ein nettes und interdisziplinäres Team

- Organisation einer günstigen Unterkunft am Standort Besucherinformationszentrum Rühstädt

- Nach Interesse die Möglichkeit zum Reinschnuppern in andere Themenbereiche

Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten.

Auf den Baum gekommen - Agroforstwirtschaft in der Prignitz

Die Gehölzstreifen bieten einen Rückzugsort für Tiere und erhöhen die Rauigkeit der ansonsten ausgeräumten Landschaft

Agroforstwirtschaft, der kombinierte Anbau von Gehölzen und Ackerkulturen auf einem Ackerschlag, findet in Deutschland immer mehr Anhänger. Die Dürren, Überschwemmungen und Hitzeperioden der letzten Jahre zeigen deutlich, dass der Klimawandel in Deutschland jetzt stattfindet. Vor Allem die Landwirtschaft leidet unter den geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen. Dementsprechend ist es notwendig, die Landwirtschaft an diese neuen und sich stetig verändernden Bedingungen anzupassen und zusätzlich möglichst klimaneutral oder klimapositiv zu gestalten.

Dies kann die Agroforstwirtschaft leisten: Durch eine Strukturierung der ausgeräumten Landschaft hat sie positiven Einfluss auf das Mikroklima, den Boden und die Biodiversität. Zusätzlich emittiert diese Methode im Vergleich zum konventionellen Ackerbau weniger Treibhausgase und bindet durch das Pflanzenwachstum CO2 aus der Luft.

Diese Vorteile hat Reiner Guhl vom Hof Düpow in Perleberg erkannt. Während des Hitzesommers 2019 hörte er einen Radiobeitrag der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus über Agroforstwirtschaft, während er bei über 30°C mit dem Traktor über seine vertrockneten Felder fuhr. Ihm war klar, er müsse seine Bewirtschaftungsweise ändern, wenn er trotz des Klimawandels weiterhin Landwirtschaft betreiben wolle. Gemeinsam mit seiner Familie entschied er sich für die Zusammenarbeit mit der BTU Cottbus und etablierte im vergangenen Jahr 2020 das erste Agroforstsystem auf seinem Hof; im April dieses Jahres folgte ein zweites. Um einen schnellen Effekt zu erzielen, pflanzte der Hof Düpow Pappeln, die innerhalb kürzester Zeit hoch aufwachsen. Reiner Guhls erstes Ziel ist es 4,5 Hektar Fläche mit Bäumen zu bepflanzen, da dies der Fläche entspricht, die in der Vergangenheit durch Meliorationsmaßnahmen in Ackerland umgewandelt wurde. Dieses Ziel ist fast erreicht, aber Reiner Guhl plant weitere Gehölzflächen. Gemeinsam mit der BTU Cottbus dient er zusätzlich als Multiplikator der Agroforstwirtschaft in der Region.

Die Autorin, Katharina Brzezinski, hat eine Abschlussarbeit zum Thema Agroforst im Biosphärenreservat geschrieben.

Praktikant*innen berichten: Erfassung von Kleinmusteliden im Bereich Rühstädt

Dateien von der Speicherkarte der Wildkamera mit Hilfe eines Laptops im Gelände. Foto: M. Ahrens/Naturwacht Rühstädt

 

Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde absolvieren regelmäßig bei der Naturwacht Praktikas und lernen den praktischen Naturschutz kennen. Michael Ahrens studiert Landschaftsnutzung und Naturschutz und erhob Daten im Rühstädter Raum zum Vorkommen von Kleinmusteliden, konkret zu den beiden Arten Hermelin und Mauswiesel.

Die Auswahl fiel auf die beiden Arten, weil sie in der Roten Liste mit einem „D“ (Daten unzureichend) gekennzeichnet sind. Eine Bewertung der zukünftigen Bestandstrends ist somit nicht möglich. Dazu kommt, dass beide Arten in bestimmten Habitatstrukturen leben, die aus der Landschaft verschwinden.

Eine in der Schweiz erfolgreich getestete Methode diente der Datenerhebung. An ausgewählten Standorten installierte der 28-jährige Spurentunnel aus Holz. Die Standorte reichten von einem Einzelbaum in der Landschaft über Wald-, Feld- und Gewässerränder bis hin zu Steinhaufen und Hecken. Die Spurentunnel sind an den beiden Eingängen mit herausnehmbaren Brettern, auf welchen mit Alkohollösung angefeuchtetes Papier angebracht ist, ausgestattet. In der Mitte des Spurentunnels befindet sich in einer Schale ein mit einer Art von Tintenlösung versehener Lappen. Tiere, die den Spurentunnel durchqueren, hinterlassen aufgrund der Tintenlösung ihre Spurenabdrücke auf dem Papier. Anhand dieser Spurenabdrücke ermittelt der studentische Mitarbeiter die Tierart.

Die Spurenkarten (bestehend aus einem Brett und Papier) tauschte der angehende Ranger im Durchschnitt einmal pro Woche aus, und tränkte die Lappen in der Mitte des Spurentunnels mit frischer Tintenlösung. Vor ausgewählten Spurentunneln installierte der Student Wildkameras, um von der vorkommenden Fauna zusätzlich Video- und Bildmaterial zu erhalten. Die Speicherkarten der Wildkameras las der Eberswalder Student in gewissen Abständen mit Hilfe eines Laptops im Gelände aus. Die Spurentunnel im Gelände betrieb der Drittsemster von Ende August bis Anfang November. Im weiteren Verlauf des Projektes erfolgt die Auswertung der Spurenabdrücke auf den Spurenkarten und der Video- und Bilddateien von den Wildkameras.

Der Autor, Michael Ahrens, hat sein Pflichtpraktikum bei der Naturwacht in Rühstädt absolviert.

 

Commerzbank-Umweltpraktikum

Rund 60 junge Leute absolvieren jährlich in den Nationalparks oder Biosphärenreservaten Deutschlands ein Commerzbank-Umweltpraktikum. Die Initiative der Commerzbank bietet Studierenden die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie im naturverträglichen Tourismus zu sammeln.

Unsere Praktikantinnen und Praktikanten erwartet ein möbliertes Zimmer im Haus des NABU-Besucherzentrums Rühstädt. Bad mit Dusche und WC sowie die Küche befinden sich in gemeinschaftlicher Nutzung. Weiterhin stehen ein Umweltpraktikanten-Fahrrad und ein E-Bike inkl. Fahrradtaschen, Schutzhelm und Warnweste zur Verfügung. Wir bieten zwei Stellen für die Dauer von jeweils drei Monaten an. Die Termine werden individuell vereinbart. Bewerbungen bitte über das Bewerbungsformular auf der Seite der Commerzbank versenden.

Die Bewerbung für das Commerzbank-Umweltpraktikum erfolgt von November bis Mitte Januar ausschließlich über die Webseite des Umweltpraktikums.

Praktikant*innen berichten: Auf dem Rad durch die Prignitz

Die Studierenden sind mit dem Rad unterwegs. Foto: Bianca Currie

Es ist ein sonniger Morgen im Spätsommer, als wir uns auf dem Innenhof unserer Unterkunft in Lenzen, einem kleinen Ort in Brandenburg, versammeln. Wir- das sind 21 Studierende aus 10 verschiedenen Ländern, 5 Mentor*innen und ich. Wir sind die Teilnehmenden an einer internationalen Summer-School zum Thema „Grünes Band Brandenburg“. Was das ist, dazu später mehr.

Heute steht für uns eine Erkundungstour der Gegend mit dem Fahrrad auf dem Programm, die von meinem Kollegen Jan Schormann geleitet wird. Bei manchen noch etwas wackelig geht es mit den Fahrrädern erst einmal Richtung Stadtmitte. Dort bestaunen wir die besondere Baukultur mit den vielen Fachwerkshäuschen. Dann geht es, schon etwas sicherer, weiter Richtung Elbdeich.

Am Deich angekommen ist der große ehemalige Grenzturm nicht zu übersehen. Wir befinden uns nämlich an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Bis 1989 war hier Sperrgebiet und Grenzsoldaten hielten auf diesem Posten Ausschau nach sogenannten „Republikflüchtlingen“. Heute ist davon neben den alten Grenztürmen und weiteren Gedenkstätten kaum noch etwas zu sehen. Aber in den Köpfen vieler Menschen, die während der Zeit der Deutschen Teilung hier gelebt haben, wird das Thema wohl immer präsent sein.

Nach einer kurzen Pause am Grenzturm fahren wir stromaufwärts den Deich entlang und entdecken bald die nächste Besonderheit: die Deichrückverlegung. 2011 wurde hier der Bau eines neuen Deichs abgeschlossen, der im Gegensatz zum alten Deich bis zu 1,3km weit vom Fluss entfernt ist. Der alte Deich wurde „geschlitzt“, also in regelmäßigen Abständen abgetragen. Bei Hochwasser kann nun Wasser durch die Schlitze in die Auenlandschaft einströmen. Ein schönes Beispiel für Hochwasser- und Naturschutz in einem!

Auf dem Weg zu unserem letzten Stopp zeigen sich zu meiner Freude noch zwei alte Bekannte: Rotmilan und Seeadler. Und dann sind wir auch schon am „Auenblick“ angekommen. Meiner Meinung nach einer der schönsten Orte im Biosphärenreservat. Mittlerweile knallt die Sonne ganz schön doll - von wegen Spätsommer… Deswegen machen wir erst mal eine längere Pause mit wunderschöner Aussicht auf die Flusslandschaft der Elbe, bevor es wieder zurückgeht.

Und abschließend schulde ich noch eine Antwort, nämlich was das Grüne Band Brandenburg eigentlich ist. Das Grüne Band Brandenburg ist mit seinen 30km nur ein kleiner Teil des insgesamt über 12.500 Kilometer langen Grünen Bands Europa. Dieses verläuft entlang des einstigen Eisernen Vorhangs durch insgesamt 24 Länder. Während der Zeit der Teilung wurde das Gebiet zu einem Refugium für viele seltene und gefährdete Arten. Außerdem spielt das Grüne Band eine zentrale Rolle als Wanderkorridor für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten und hat als Friedensprojekt eine hohe Symbolkraft. Zurück zum Grünen Band Brandenburg: dieses wurde kürzlich sogar als Nationales Naturmonument ausgewiesen, um die Besonderheit der Verbindung von Natur und Geschichte noch einmal hervorzuheben.

Katharina Bruck hat 2022 das 3-monatige Commerzbank-Umweltpraktikum bei uns absolviert. Wenn ihr Interesse an dem Praktikum habt, dann schaut unter umweltpraktikum.com.

Praktikant*innen berichten: Auf dem Regionalmarkt in Lenzen

Ida Reddemann (Commerzbank-Umweltpraktikantin) informiert auf dem Regionalmarkt in Lenzen über Streuobstwiesen. Foto: E. Igersheim/Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Mit einem sehr voll gepackten Transporter ging es am Sonntagmorgen um 8 Uhr nach Lenzen. Ein bisschen nervös saß ich im Auto, neben meiner Praktikumsbetreuerin Elisa Igersheim, die für den nachhaltigen Tourismus und das Partnernetzwerk des Biosphärenreservats zuständig ist.

Mit vier verschiedenen Apfelsorten im Gepäck war ich bestens auf meine Apfelschule vorbereitet. Trotzdem war ich ein wenig aufgeregt auf einer Bühne, vor einem Publikum zu sprechen.

Aber nun erst mal ein paar Hintergrundinformationen. Der Regionalmarkt auf der Burg Lenzen findet jährlich statt und ist eine gute Möglichkeit verschiedene Handwerke aus der Region zusammenzubringen. Bei so vielen Anbietern aus der Prignitz und interessiertem Publikum kann die Biosphärenreservatsverwaltung die Möglichkeit nutzen das Partnernetzwerk vorzustellen und für den nachhaltigen Tourismus zu werben.

Jedoch sollte ich Elisa nicht nur begleiten, sondern war auch für den ersten Programmpunkt, einen Workshop zum Thema „Die Vielfältige Welt der Äpfel“ verantwortlich. Das Publikum hatte die Möglichkeit mehr über das liebste Obst der Deutschen zu erfahren. Dabei wissen viele gar nicht wie viele Sorten es gibt und warum nur wenige in den Handel gelangen. Eine Apfelverkostung machte diese Sortenvielfalt schmackhaft und am Ende wurden Argumente für den Erhalt der Sortenvielfalt gesammelt.

Für die Apfelverkostung habe ich schon in den Tagen vorher händeringend versucht mindestens vier verschiedene Apfelsorten zu finden, die Mitte August schon einigermaßen genussreif sind. Das gestaltete sich mit den Äpfeln, die auf der Streuobstwiese der Verwaltung wachsen als schwierig. Zum Glück habe ich viele Kolleg*innen mit einem hauseigenen Streuobstgarten, sodass die Vielfalt auch beim Workshop erfahrbar gemacht werden konnte.

Nach der Eröffnung des Marktes konnte ich mehr Leute als gedacht von dem Thema begeistern. Meine Kolleginnen kamen mit dem Apfelschneiden gar nicht hinterher. Der „Schöne von Herrenhut“ kam bei einer Vielzahl der Leute am besten an.

Erleichtert, dass alles so gut geklappt hat, konnte ich die übrig gebliebenen Sorten an unserem Stand verteilen. Hier wurden, neben den Äpfeln, auch die Partner*innen des Biosphärenreservats vorgestellt und zusätzlich konnte man bei uns Bienenwachstücher selber herstellen. Ein Gespräch über nachhaltige Verpackungen und Lagerungen fällt einem leichter wenn man einen konkreten Anlass hat. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht mit den unterschiedlichsten Leuten und vielen Kindern ins Gespräch zu kommen. Die Wachstücher kamen so gut an, dass wir noch nach der Schließung des Marktes das Bienenwachs eingebügelt haben. Sehr erschöpft, aber auch zufrieden und ein klein wenig Stolz bin ich fast direkt ins Bett gefallen und eingeschlafen.

Ida absolvierte das 3-monatige Commerzbank-Umweltpraktikum im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. 

Praktikant*innen berichten: Auf der Suche nach der Wiesenweihe (Circus pygargus)

Mit dem Fernglas bewaffnet sucht Laura nach der Wiesenweihe, einem auf dem Boden brütenden Greifvogel. Foto: L. Bahl/Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

 

Ab nach draußen! Neben meinem eigentlichen Projekt im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, bei dem ich einen digitalen Rundgang zum Thema Storch erstelle, freue ich mich immer wieder über die Möglichkeit auch mal in einen anderen Bereich hinein zu schnuppern.

Zusammen mit Ron, dem Zuständigen für Arten- und Biotopschutz und meiner Mitpraktikantin Louisa fahren wir bei strahlendem Sonnenschein von Rühstädt aus, über teils holprige Waldwege, an den Rand des Rambower Moors. Dort treffen wir auf Krista, eine Ornithologin, die schon seit einigen Jahren die Wiesenweihe beobachtet.

In der Region gibt es insgesamt nur noch 2-3 Brutpaare, die im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln auf dem Boden brüten. Die Wiesenweihe ist stark gefährdet, insbesondere durch Gelegezerstörungen und Habitatverschlechterungen aufgrund der Ernte oder Mahd während der Brutzeit. Weitere Gefährdungsfaktoren sind die Prädation durch heimische Saugetiere und die Vergiftung durch Mäuse, die beim Einsatz von Rodentiziden in der Landwirtschaft vergiftet wurden. Im Biosphärenreservat ist letzteres jedoch von geringerer Bedeutung. Um die Art zu schützen ist es daher wichtig die Nester zu finden, zu Kennzeichen und durch einen Zaun zu schützen.

Die Nestsuche gestaltet sich jedoch oft als sehr schwierig, da das Weibchen das Nest nur für die Beuteübergabe verlässt und dieser Moment der einzige Hinweis ist, wo sich das Nest befindet. Aus diesem Grund ist es unsere Aufgabe die Wiesenweihe zu beobachten und hoffentlich diesen Moment abzupassen.

Ausgestattet mit Ferngläsern und Spektiv begeben wir uns in Position und schon nach wenigen Minuten erhalten wir den ersten Anruf, ein Männchen fliegt direkt in unsere Richtung. Leider können wir es nicht mehr sehen, doch nur kurze Zeit später fliegt ein großer grau schwarzer Vogel tief über das Rapsfeld, die männliche Wiesenweihe ist zurück. Sofort rufen wir Krista an, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der Felder positioniert hat, doch die Wiesenweihe ist schon in einer Hecke verschwunden. Wir bekommen sie noch ein weiteres Mal zu Gesicht, leider diesmal auch wieder ohne Beute.

Glücklich und erschöpft treten wir die Heimreise an. Auch wenn wir das Nest leider nicht finden konnten, war es eine tolle Erfahrung so eine seltene Art einmal live zu sehen.

Die Autorin Laura Marz hat das 3-monatige Commerzbank-Umweltpraktikum in der Verwaltung des Biosphärenreservates absolviert.

 

Praktikant*innen berichten: Morgens, 6.00 Uhr in Deutschland, janz weit draußen: Waldumbau in der Praxis

Den Eimer am Gürtel befestigt, so hat Louisa zwei Hände frei, um noch besser säen zu können. Foto: L. Marz/Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

 

Wir schreiben das Jahr 2021 im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, der Monat Mai hat gerade erst begonnen und an unserem ersten Praktikumstag haben wir bereits sommerlichste Temperaturen von mehr als 28 Grad im Schatten hinter uns. Wenn ich von „wir“ rede, meine ich meine geschätzte Mitpraktikantin Laura und mich: Ich heiße Louisa und wenn ich nicht grade tausende Hainbuchensamen in die Erde bringe, bin ich Masterstudentin im grünen Freiburg im Breisgau janz weit südlich.

An besagtem Dienstag stehen Laura und ich bereits um 6.00 Uhr morgens bereit zur Abfahrt in eine der Kernzonen des Biosphärenreservats. Bepackt mit einer Tonne Insekten- und Zeckenschutzmittel, zwei Harken, Eimern, sechs Kilogramm Samen und literweise Wasser steigen wir zu Torsten ins Auto. Torsten ist Förster von Haus aus und im Biosphärenreservat seit 2010 für die Umsetzung von NATURA 2000 zuständig. Auf dem Weg in die Kernzone passieren wir einen der alten Feuerwachtürme, die in der früheren DDR alle zehn Kilometer verteilt waren, um Waldbrände frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. Heute ist er einer der letzten seiner Art und anstatt Menschenaugen hält eine Kamera 24/7 Ausschau nach Brandherden. Nachdem wir Perleberg durchfahren haben, kommen wir uns fast wie auf einer Safari vor, denn die Waldwege sind teilweise aufgeweicht und tiefe Furchen machen den Sinn von Sicherheitsgurten erlebbar.

Angekommen an den zwei eingezäunten Kahlflächen, auf denen der Farn wuchert, nachdem die vom Borkenkäfer befallenen Fichten gefällt wurden und die letzten jungen Birken dem Wind Widerstand bieten, packen wir unsere Materialien aus und Torsten fährt zu seinem nächsten Termin mit einem Waldbesitzer. Wir wissen schon vom Vortag was ansteht, zücken also erst einmal das Insekten- und Zeckenschutzmittel, weil sich nahezu alle Stechmücken Brandenburgs darauf verständigt haben: Hier gibt es ein Festmahl. Frisch eingesprüht, mit unseren Rucksäcken, Eimern und Harken bepackt, steigen wir über das Zaungatter in die erste, circa 4 Hektar große Fläche ein, die wir bereits am Vortag mit Hainbuche und Winterlinde besät haben. Dabei bindet frau sich der Einfachheit halber einen Eimer um den Bauch, befüllt diesen mit ein paar Händen voll Samen und begibt sich über das zugewucherte Feld. Auf den vom Farn verschonten Flächen harken wir den Boden auf, bis wir unter Fichtennadeln, Moos und Sand den dunklen Humus sehen, befüllen das erzeugte Loch mit einer Prise Samen aus dem Eimer, krümeln ein wenig Boden darüber und treten ihn fest. Weiter geht’s zum nächsten.

Nachdem wir am gestrigen Montag vor lauter Mittagshitze einige Pausen einlegen mussten, genießen wir die kühle Luft um 7.00 Uhr morgens und machen uns an die Arbeit. Insgesamt haben wir drei Kilogramm je Baumart dabei und sollen ein Drittel für eine dritte, nahegelegene Fläche aufheben. Trotz der Zäune, die das Wild draußen halten sollen, damit sie die jungen Sprösslinge nicht sofort in den Tod kauen, finden wir immer wieder kleine Bäumchen mit abgekauten Enden, gegrabene Kuhlen unterm Zaun hindurch und in der zweiten Kahlfläche drei Bäume, die beim letzten Sturm so geschickt über den Zaun gefallen sind, dass eigentlich alles darüber Eintritt erhält. Unsere Beobachtungen schildern wir Torsten, als er uns gegen 13.00 Uhr mittags wieder abholt. Während wir unsere Arbeitswerkzeuge zusammenpacken, begeht er die frisch eingesäte Fläche und begutachtet, was wir berichtet haben. Er schätzt, dass zumindest bei der vorderen Fläche ein Hase oder Mäuse am Werk gewesen waren.

Auf der Rückfahrt kommen wir an einer dritten Fläche im Kernzonengebiet vorbei, an der Torsten aussteigt und wir bei einem Gespräch mit Forstarbeitern zuhören. Sie werden am nächsten Tag den Zaun von den herabgestürzten Bäumen befreien und ihn reparieren, bevor sie circa tausend Meter Zaun um die dritte Fläche anbringen, auf der auch wir am nächsten Tag wieder Pflanzensamen ausbringen. Nachdem die morgendliche Fahrt zur Einsatzstelle immer recht gesprächig ist, weil wir Torsten mit Fragen über alles Mögliche löchern, kämpfen wir auf der Heimfahrt gegen die Müdigkeit, die uns nach stundenlanger frischer Luft, Hitze und körperlicher Arbeit schon kurz nach der Mittagszeit überkommt. Ich merke zusätzlich noch meinen etwas flauen Magen während wir wieder wie auf Safari über die hügeligen Waldwege zurück auf die Teerstraße holpern.

Wieder zurück im Besucherzentrum Rühstädt des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, in dem Laura und ich nicht nur arbeiten, sondern auch drei Monate leben, endet der Arbeitstag mit einer kleinen Vorstellungsrunde im Team. Auf sonnigen Bierbänken sitzen wir zusammen, lernen die anderen kennen, wie lange sie schon hier arbeiten und wer wir sind. Danach treibt uns die Vorstellung einer frischen Dusche in die Waschräume und wir lassen den Tag gemeinsam mit einem Freiwilligen vom Naturschutzbund ausklingen.

Die insgesamt drei Tage, in denen wir draußen unsere ersten Bäume pflanzten, waren ein echt praxisnaher Start in mein Commerzbankumweltpraktikum. Durch meinen letzten Nebenjob an der Universität Freiburg, in dem ich mit einigen anderen Studierenden Zeitungsartikel zum Thema Waldsterben analysierte, war es für mich eine total neue und sinnvolle Erfahrung, Waldumbau selbst in der Praxis umzusetzen und nicht nur darüber zu lesen. Es ist etwas völlig anderes, in hunderten Artikel zu lesen, wie schlimm die Trockenheit, die Stürme, das Klima und der Borkenkäferbefall der letzten Jahre dem Wald zusetzen. Aber auf kahlrasierten, hektargroßen Waldflächen kaum etwas anderes als wuchernden Farn zu sehen und selbst den Waldumbau zu starten, fühlt sich wie eine sinnhafte und sehr notwendige Maßnahme für die Zukunft des Waldes und somit auch für das Biosphärenreservat mit allen zugehörigen Lebewesen an. Durch den Regen der letzten Tage sind wir zuversichtlich, dass die kleinen Buchen- und Lindensamen gut anwachsen und neues Leben entsteht.

Praktikant*innen berichten: Hoch über den Dächern

Von oben wird deutlich, dass die Storchenhoste viel flacher als erwartet sind. Noch verweilen die Storchenküken behütet im Horst, aber schon bald starten sie mit den ersten Flugversuchen. Foto: Sarah Träder

Dieser Donnerstag mitten im Juni begann ganz ruhig mit einem Vormittag im Büro, wo ich die Daten für mein Projekt im Bereich Waldumbau auswertete. In diesem Projekt vergleiche ich die mikroklimatischen Bedingungen für die Aufforstung zwischen verschiedenen Waldgebieten: einer Freifläche, einem Kiefernwald und einem Eichenwald. Ich habe mich schon zuvor in meiner Abschlussarbeit mit Stadtbäumen und ihrer Reaktion auf unterschiedliche klimatische Bedingungen beschäftigt. Daher ist es für mich wieder sehr spannend zu sehen, wie sich die Umweltbedingungen hier unterscheiden und welchen Einfluss sie auf die Bäume haben können.

Kurz nach dem gemeinsamen Mittagessen draußen in der Sonne kam dann der ersehnte Anruf: Die beiden Hebebühnen sind in wenigen Minuten da! Zusammen mit anderen Freiwilligen machte ich mich sofort auf den Weg zum Treffpunkt am alten Speicher in Dorf Rühstädt, wo ich während meines Praktikums wohne. Der Ort ist als offizielles Europäisches Storchendorf bekannt, nicht nur hier in Brandenburg, sondern auch weit über die Grenzen hinaus. Schon beim Rundgang durch das Dorf wird klar, warum es diese Auszeichnung trägt. Fast jedes Haus und jede Scheune ist mit einem Storchennest, auch "Horst" genannt, geschmückt. Besonders beeindruckend ist die "Vierer-Scheune", auf der gleich vier Horste über die gesamte Dachlänge verteilt sind. Und genau dort sollten wir gleich hinauffahren, um den kürzlich geschlüpften Storchennachwuchs zu beringen.

Nach einer kurzen Einführung durch Falk Schulz, dem Vorsitzenden des NABU Prignitz, der die Weißstorchberingung und Bestandserfassung hier im Landkreis organisiert, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und machten uns auf den Weg zum ersten Horst. Dieser befand sich auf dem Dach einer privaten Scheune. Die Hebebühne in die richtige Position zu manövrieren, um nah genug an den Horst heranzukommen, erwies sich als kleine Herausforderung. Doch bald war alles bereit, und auch interessierte Nachbarn schauten gespannt zu, denn die Storchberingung ist hier jedes Jahr ein aufregendes Ereignis. Bei der ersten Beringung fahre ich noch nicht mit nach oben, sondern notiere die Codes der Ringe, die an die Jungstörche angebracht und mir von oben heruntergerufen werden. Jedes Jungtier erhält einen Metallring an einem Bein und einen gelben Plastikring mit deutlich sichtbaren Zahlen an dem anderen Bein. Die Zahlen auf dem Plastikring sind so gut lesbar, dass man sie oft schon mit einem Fernglas sehen kann. So kann später in der Beringungszentrale auf Hiddensee festgestellt werden, welche Wege dieser Storch in seinem Leben schon zurückgelegt hat. Die Metallringe dienen noch als Reserve, falls der Plastikring einmal verloren gehen sollte.

Danach geht es weiter zum nächsten Horst und jetzt steigt meine Aufregung deutlich, denn nun darf ich selbst mit nach oben fahren und assistieren. Anfangs ist es noch ein etwas mulmiges Gefühl in dem Korb am Ende des Armes von der Hebebühne zu stehen und immer weiter nach oben zu fahren, schließlich geht es damit bis zu 20 Meter in die Höhe. Doch je mehr ich von oben auf das Dorf blicken kann, desto mehr verfliegt die Aufregung und verwandelt sich in pure Begeisterung. Als wir uns dem Storchenhorst nähern, sitzt noch ein Elterntier darauf und beäugt uns zunächst misstrauisch. Doch Frank Seedorf, der zusammen mit Falk die Storchenberingung organisiert und nun neben mir im Korb steht, meint, ich bräuchte mir um das Elterntier keine Sorgen zu machen. Und tatsächlich, nachdem wir uns noch etwas annähern, schaut es uns noch einmal an und fliegt dann in die entgegengesetzte Richtung davon. Sie bleiben dabei in der Nähe und kehren zurück, sobald wir wieder verschwunden sind.

Nachdem wir nah genug an den Horst heranfahren, wird mir klar, dass die Fläche, auf der die Storchenjunge lagen, viel flacher ist, als ich es mir von unten bei diesen doch sehr großen Horsten vorgestellt habe. Und auch das Verhalten der Babys fasziniert mich, denn sie liegen vollkommen bewegungslos da. Dieses Verhalten des Totstellens ist bei einer möglichen Gefahr ganz normal und nennt sich Akinese erklärt mir Frank. Und nun geht es für mich endlich mit der Beringung los. Dazu wird zunächst eine Mütze über den Kopf und Schnabel eines der Jungtiere gelegt um die Gefahr des Zuschnappens zu minimieren. Dann zieht Frank das erste sanft zu sich heran, und ich helfe ihm, das Bein zu halten und den Ring zu befestigen. Es ist erstaunlich, wie sich die Beine des Storchenkükens anfühlen, irgendwie weich und doch ein wenig lederartig. Ich schaue hinunter zu Naike, einer der Bundesfreiwilligen mit der ich hier auch viele andere Aufgaben zusammen erledige, und rufe ihr die Ringnummer zu, damit sie sie notieren kann. Nachdem auch der zweite Ring angebracht ist, legen wir das Küken behutsam wieder zurück ins Nest und wiederholen das Ganze mit den anderen beiden. Danach geht es noch zu zehn weiteren Horsten und es ist jedes Mal ein sehr aufregendes Gefühl, wieder nach oben zu fahren. Insgesamt wurden an diesem Wochenende in der gesamten Region über 150 Jungstörche beringt, von denen man nun genau nachvollziehen kann, woher sie stammen.

Zurück in meinem Zimmer im Verwaltungs- und Besucherinformationszentrumgebäude in Rühstädt falle ich sehr müde, aber auch sehr zufrieden ins Bett. Das war eine Erfahrung die ich auf keinen Fall vergessen und so schnell auch sicherlich nicht nochmal erleben werde.