Rotmilanerfassung im Biosphärenreservat

Etwa die Hälfte der Weltpopulation des Rotmilans brütet in Deutschland. Damit hat Deutschland eine besondere Verantwortung zum Erhalt dieser Art und somit wurde es wieder Zeit, sich einen Überblick über den Bestand im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg zu verschaffen.

Im vergangenen Winter und während der Brutzeit von Mitte März bis Mitte Juli suchte die Naturwacht Brandenburg im Biosphärenreservat auf Referenzflächen Horste des Rotmilans auf. Zudem wurden Zufallsbeobachtungen notiert und daraus Brutverdachte gebildet. Die Kartierung erfolgte auf Referenzflächen zwischen Lenzen, Boberow, Nebelin und Ferbitz sowie zwischen Sandkrug, Bad Wilsnack, Glöwen und Quitzöbel.

42 Revierpaare konnten die Ranger*innen kartieren. Damit blieb der Bestand innerhalb der Referenzflächen seit der letzten Erfassung vor fünf Jahren konstant. 30 Brutpaare konnten auf ihren Bruterfolg kontrolliert werden. 15 Brutpaare waren erfolgreich und hatten mindestens 42 Junge. 15 Brutpaare waren erfolglos. Damit beträgt der Bruterfolg 50,0 %. Die Brutgröße betrug mindestens 2,80 Junge je erfolgreichem Brutpaar. Die Fortpflanzungsziffer betrug mindestens 1,40 Junge pro Brutpaar.

Der „Rote Adler“ Brandenburgs frisst hauptsächlich Aas, Kleinsäuger und Singvögel. Er kommt in vielfältig strukturierten Landschaften vor, die durch einen häufigen Wechsel von bewaldeten und offenen Biotopen charakterisiert sind. Die Nahrungssuche erfolgt in offenen Feldfluren, Grünland- und Ackergebieten und an Gewässern, auch an Straßen, Müllplätzen und in bzw. am Rande von Ortschaften. Im Mai wenn sich die Kleinsäugerpopulationen noch nicht ausreichend aufgebaut haben, sind die Milane häufiger über Ortschaften zu beobachten, um Nestlinge von Singvögeln zu erbeuten und Aas zu suchen. Während der Mahd von Grünland und mehrjährigem Feldfutter sind viele Rotmilane zu beobachten. Ab dem zweiten Tag nach der Mahd sind keine Ansammlungen mehr zu beobachten. Der Rotmilan brütet in Gehölzgruppen und Alleen der Halboffenlandschaft sowie in den Randbereichen der Waldgebiete.

Gefährdungen für den Rotmilan liegen vor allem durch Verluste im Straßen- und Schienenverkehr, an Stromleitungen und Windkraftanlagen, durch Prädation durch Habicht, Marder und Waschbär und durch den Verlust von Strukturvielfalt in der Landschaft. Brutplätze gehen z.T. aufgrund des fortschreitenden Klimawandels oder der Rodung von Horstbäumen verloren. Verbleiben landwirtschaftliche Bindegarne in der Landschaft, kann es auch bei dieser Vogelart zu Strangulationen überwiegend der Nestlinge, aber auch der Altvögel kommen.

Maßnahmen um der Art zu helfen, sind die Schaffung von Strukturvielfalt in der Landschaft, Sensibilisierung der Bevölkerung insbesondere der Landwirte auf die Gefahr durch Strangulation für die Vögel durch Bindegarn sowie Erhalt und Nachpflanzung von Bäumen in der Landschaft. Der Horst und sein Umfeld sollten bis drei Jahre nach der zuletzt bekannt gewordenen Brut, auch wenn der Horst selber nicht mehr vorhanden ist, geschützt werden, da die Rotmilane sehr reviertreu sind. Die Horstbäume sollten mit Teichfolie ummantelt werden, um Prädatoren abzuhalten. Säugetierkadaver müssen schnell aus dem Straßen- und Schienenbereich entfernt werden, damit die Vögel nicht zu Verkehrsopfern werden.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 30.11.2020