SOS arvalis – Rettungsaktion für den Moorfrosch

Die Bestandssituationen vieler Amphibienarten im Biosphärenreservat sind dramatisch. Um die Situation des Moorfrosches besser einschätzen und dementsprechend handeln zu können, wurde unter der Leitung von Experten die Aktion „sos arvalis“ ins Leben gerufen.

Dürreperioden der letzten Jahre trockneten sonst feuchte Wiesen und Amphibiengewässer zunehmend aus. Ohne Feuchtstandorte vertrockneten mehrere Genrationen Moorfrösche. Die damit verbundene Unterbrechung der Generationsfolge ließ den Nachwuchs ausbleiben. Die Folge: von ehemals tausenden Moorfröschen vermutet man heute nur noch einen Bruchteil. In der Nahrungskette bilden sie allerdings einen unersetzbaren Part.

Die Amphibienexperten von Amphi Consult starteten aus diesem Grund in diesem Jahr die Aktion ,,sos arvalis“ im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue und Flusslandschaft Elbe Brandenburg. Mit dem Anstieg der Temperaturen suchten Teams mit Unterstützung der Naturwacht in Brandenburg und Niedersachsen nach den unverwechselbaren Rufen des Moorfrosches und ihren Laichballen. Dies ermöglicht eine neue Kartierung von aktuellen Laichgewässern.

Das Ergebnis war ernüchternd. In Niedersachsen sowie Brandenburg wurden je ca. 10 Standorte mit Laich gefunden. Vor allem in feuchten Wäldern, statt für den Moorfrosch typisch in feuchten Wiesen. Diese sind seit mehreren Jahren weites gehend trocken und zur Laichabgabe nicht mehr geeignet.

Die Vermutung und Bestätigung des extremen Bestandseinbruchs führte zur Ausführung des zweiten Teils des Plans. Unter Anleitung von Florian Bibelriether wurden in Brandenburg an zwei Standorten je 2500 Eier aus Laichballen entnommen, ebenso in Niedersachsen. Hierbei ist wichtig, Eier von verschiedenen Ballen abzutrennen, um Exemplare möglichst unterschiedlicher Elternpaare aufzuziehen und die genetische Vielfalt zu sichern. Inzuchteffekte werden so vermieden und die hohe Sicherheitsmarge soll Aufzuchterfolg garantieren. Bibelriether und sein Team ziehen die entnommenen Eier nun in Niedersachsen auf, bis sie Ende Juni zu kleinen Fröschen herangewachsen sind. Ausgesetzt werden sie dort, wo die Überlebenschance am größten ist und zu kleinen Teilen an den Entnahmestellen.

Durch die Aktion wird die Wiederbesiedlung der geräumten Gebiete simuliert. In der Natur entwickeln sich von 1000 Eiern nur circa 30 bis 40 zu Fröschen – der Rest wird während der Metamorphose gefressen oder vertrocknet. Dieser natürliche Prozess stellt, in Anbetracht der aktuell geringen Anzahl an Nachwuchs durch externe Faktoren, eine Gefahr dar. Langfristig wird versucht die Bedingungen an den Laichstandorten zu verbessern, um eine natürlich stabile Population zu schaffen. Gewisse Krankheiten könnten ebenso Ursache für den Bestandseinbruch sein, weshalb im Zuge der Laichentnahme Schleimhautabstriche von adulten Fröschen genommen werden.

 

Hintergrund:
Der Förderverein des Biosphärenreservates Flusslandschaft – Elbe e.V. möchte mit Fördergeldern von Coca-Cola Europacific Partners die die Population der stark gefährdeten Amphibien stärken.

Zur Projektunterstützung: Der Erhalt und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität ist ein Thema, das zunehmend auch in der Wirtschaftswelt stärker ins Bewusstsein rückt. In den Nationalen Naturlandschaften (NNL) haben Unternehmen die Möglichkeit, sich auf vielfältige Art und Weise zu engagieren und mit ihrem Beitrag die biologische Vielfalt in den wertvollsten Landschaften Deutschlands zu schützen und zu fördern.

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Die Autorin Naike Kopsch leistet zurzeit ihren Bundesfreiwilligendienst in der Verwaltung des Biosphärenreservates und war bei der Laichentnahme dabei.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 29.03.2023