Tag des Biosphärenreservats 2022

Wittenberge – In der Mitte des Biosphärenreservates lud der diesjährige Tag des Biosphärenreservates am 10. November im Kultur- und Festspielhaus zu spannenden Vorträgen rund um das Thema Artenvielfalt ein. Die Bestandssituationen einiger Arten aus Flora und Fauna sehen aufgrund des Klimawandels trüb aus, was mitunter interessante Diskussionen auslöste.

Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg arbeiten Mitarbeiter des Landesamts für Umwelt, die Naturwacht, Planungsbüros, das BUND-Auenzentrum und die Besucherzentren tagtäglich daran, den Schutz bedrohter Arten und die biologische Vielfalt in den Ökosystemen der Elbtalaue zu gewährleisten. Wie genau jene Naturschutzarbeit aktuell und in Zukunft aussieht erfuhren Interessierte am Tag des Biosphärenreservates. Die Leiterin der Verwaltung des Biosphärenreservates Dr. Heike Ellner stimmte den Tag mit einer Eröffnungsrede an. Thematisch unterstrich sie dabei, dass sich 15 der geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiete im europäischen Natura-2000-Netzwerk in unserem Biosphärenreservat (BR) befinden. Aufgabe sei es durch Gebietssicherung, Monitoring sowie Besucherinformationen jene verschiedenen Lebensräume, wie stehende Gewässer, Wälder und Auenwiesen, zu schützen. Welche Projekte dabei genau stattfinden, stellten die nachfolgenden Vorträge klar.

Den Anfang markierte Torsten Hennig, Förster und Mitarbeiter im Biosphärenreservat, welcher zum Thema Waldumbau und dem Wald in der Zukunft referierte. Immerhin sind 20.000ha des BR Wald – Wald voller Kiefern und invasiver, nicht heimischer, Arten. Für den Wasserhaushalt ist dies in Zeiten des Klimawandels dramatisch, weshalb eine Kunst- und Naturverjüngung durch Laubbäume wie der Rotbuche unumgänglich, aber nicht einfach zu bewältigen ist. Das Thema Wald war ebenso Teil im von Dr. Maike Kleinwächter (BUND Auenzentrum) vorgestellten MediAN Projekt, in welchem sie die Ergebnisse der experimentellen Pflanzungen von Hartholz-Auenwald unter verschiedenen Faktoren darstellte.

Als Vertreter des Besucherzentrums BUND in Lenzen stellte Heiko Bölk die Umweltbildungsarbeit der Besucherzentren Rühstädt (NABU) und Lenzen (BUND) vor. Mit verschiedenen Ausstellungen zum Thema Weißstorch und Auenökologie und praxisnahen Projekten sensibilisieren sie die Naturschützer der Zukunft.

Projekte zum Schutz gefährdeter Vogelarten waren ebnso Bestandteil des Programmes: Marion Korsch (Naturwacht Burg Lenzen) teilte die Erfassungsberichte und Revierkartierung wertgebender Brutvögel in der Lenzener Elbtalaue mit den Zuhörern. Das Herzensprojekt Stefan Jansens (Diplom Biologe GfN Umweltpartner) resultierte nach 11 Jahren Arbeit in einer enttäuschenden Bilanz. Durch Lebensraumverlust sind die Bestände von Wiesenbrütern wie beispielsweise dem Kiebitz seit Jahren rückläufig. Trotz Schutzmaßnahmen auf Äckern und Wiesen und einem hohen Finanz- sowie Zeitaufwand ließ sich keine Bestandsverbesserung in 11 Jahren ausmachen.

Auch die Amphibien sind beim Tag des Biosphärenreservates nicht zu kurz gekommen. Die erkennbaren Trends der Bestände an Amphibien in Brandenburg stellte Dr. Norbert Schneeweiß (LfU Naturschutzstation Rhinluch) vor. Durch die Austrocknung vieler Tümpel als Resultat des Klimawandels sind immer mehr Amphibienarten gefährdet und nur noch in Ausnahmefällen zu finden, wie es bei der Wechselkröte der Fall ist. Explizit über die Bestandssituation des Moorfrosches in der Prignitz informierte erneut Stefan Jansen. Mit einer Abnahme um 99,5% des Bestandes gab es in diesem Vortrag keine positiven Neuigkeiten.

Alle Referenten brachten eine Botschaft klar rüber: Die Zeit zu handeln ist in allen Bereichen jetzt. Hand in Hand geht der Naturschutz dabei oft mit der Landwirtschaft und zahlreichen anderen Faktoren, die alle am selben Strang ziehen müssen um einen Erfolg zu verbuchen. Die Teilnehmenden mussten deswegen nicht nur zuhören, sondern wurden zur Lösungsfindung und Projektoptimierung zu Diskussionen eingeladen, welche auch in den Kaffeepausen eifrig fortgeführt wurden. Im anschließenden Workshop zum Pflege- und Entwicklungsplan des Themas Flora und Fauna, geleitet von Ron Meier-Uhlherr, wurden vergangene und zukünftige Projekte zum Artenschutz im Biosphärenreservat betrachtet und eine Bilanz des Erfolges der vergangenen Maßnahmen gezogen.

Der Austausch von Meinungen, Datenerhebungen und Projekten ermöglicht erst den lösungsorientierten Erhalt dieses Naturerbes entlang der Elbe für kommende Generationen und die gesicherte Entwicklung von Kultur- und Naturlandschaft. Diesen Prozess begleitet das Biosphärenreservat seit der Gründung 1997 im Auftrag des Landes Brandenburg.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 10.11.2022