Praktikant*innen berichten: Auf dem Rad durch die Prignitz

Es ist ein sonniger Morgen im Spätsommer, als wir uns auf dem Innenhof unserer Unterkunft in Lenzen, einem kleinen Ort in Brandenburg, versammeln. Wir- das sind 21 Studierende aus 10 verschiedenen Ländern, 5 Mentor*innen und ich. Wir sind die Teilnehmenden an einer internationalen Summer-School zum Thema „Grünes Band Brandenburg“. Was das ist, dazu später mehr.

Heute steht für uns eine Erkundungstour der Gegend mit dem Fahrrad auf dem Programm, die von meinem Kollegen Jan Schormann geleitet wird. Bei manchen noch etwas wackelig geht es mit den Fahrrädern erst einmal Richtung Stadtmitte. Dort bestaunen wir die besondere Baukultur mit den vielen Fachwerkshäuschen. Dann geht es, schon etwas sicherer, weiter Richtung Elbdeich.

Am Deich angekommen ist der große ehemalige Grenzturm nicht zu übersehen. Wir befinden uns nämlich an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Bis 1989 war hier Sperrgebiet und Grenzsoldaten hielten auf diesem Posten Ausschau nach sogenannten „Republikflüchtlingen“. Heute ist davon neben den alten Grenztürmen und weiteren Gedenkstätten kaum noch etwas zu sehen. Aber in den Köpfen vieler Menschen, die während der Zeit der Deutschen Teilung hier gelebt haben, wird das Thema wohl immer präsent sein.

Nach einer kurzen Pause am Grenzturm fahren wir stromaufwärts den Deich entlang und entdecken bald die nächste Besonderheit: die Deichrückverlegung. 2011 wurde hier der Bau eines neuen Deichs abgeschlossen, der im Gegensatz zum alten Deich bis zu 1,3km weit vom Fluss entfernt ist. Der alte Deich wurde „geschlitzt“, also in regelmäßigen Abständen abgetragen. Bei Hochwasser kann nun Wasser durch die Schlitze in die Auenlandschaft einströmen. Ein schönes Beispiel für Hochwasser- und Naturschutz in einem!

Auf dem Weg zu unserem letzten Stopp zeigen sich zu meiner Freude noch zwei alte Bekannte: Rotmilan und Seeadler. Und dann sind wir auch schon am „Auenblick“ angekommen. Meiner Meinung nach einer der schönsten Orte im Biosphärenreservat. Mittlerweile knallt die Sonne ganz schön doll - von wegen Spätsommer… Deswegen machen wir erst mal eine längere Pause mit wunderschöner Aussicht auf die Flusslandschaft der Elbe, bevor es wieder zurückgeht.

Und abschließend schulde ich noch eine Antwort, nämlich was das Grüne Band Brandenburg eigentlich ist. Das Grüne Band Brandenburg ist mit seinen 30km nur ein kleiner Teil des insgesamt über 12.500 Kilometer langen Grünen Bands Europa. Dieses verläuft entlang des einstigen Eisernen Vorhangs durch insgesamt 24 Länder. Während der Zeit der Teilung wurde das Gebiet zu einem Refugium für viele seltene und gefährdete Arten. Außerdem spielt das Grüne Band eine zentrale Rolle als Wanderkorridor für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten und hat als Friedensprojekt eine hohe Symbolkraft. Zurück zum Grünen Band Brandenburg: dieses wurde kürzlich sogar als Nationales Naturmonument ausgewiesen, um die Besonderheit der Verbindung von Natur und Geschichte noch einmal hervorzuheben.

Katharina Bruck hat 2022 das 3-monatige Commerzbank-Umweltpraktikum bei uns absolviert. Wenn ihr Interesse an dem Praktikum habt, dann schaut unter umweltpraktikum.com.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 24.08.2022