Von der Kartierung bis zur Aufzucht: SOS arvalis fördert die Moorfröschepopulation

Nachdem das Projekt SOS arvalis 2023 auch im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe in Brandenburg gestartet wurde, geht es dieses Jahr in die zweite Runde. Auch 2024 wurden wieder Laichballen des Moorfrosches Rana arvalis aus verschiedenen Gewässern des Biosphärenreservats gesammelt, um den Amphibien bei der Aufzucht zu helfen. Der Moorfrosch hat, wie viele andere Amphibienarten, zuletzt unter Dürre und Trockenheit gelitten. Die zunehmend schneller austrocknenden Gewässer und die durch menschliche Eingriffe veränderten, zu trockenen Landlebensräume haben die Populationen der Moorfrösche deutlich schrumpfen lassen.

Das Projekt SOS arvalis, durchgeführt mit den Experten der Firma AmphiConsult im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg sowie in den Schwestergebieten in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, zielt darauf ab, diese Entwicklung umzukehren. Im ersten Schritt des Projekts wurden Gewässer auf das Vorkommen von Moorfröschen untersucht – hierfür steht nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung, in dem sich die männlichen Moorfrösche in ihrer blauen Balzfärbung zeigen und ihren charakteristischen, gluckernden Ruf von sich geben. Die Erfassung der Moorfrösche und ihrer Laichgewässer ist essenziell, nicht nur zur Kontrolle der Populationszahlen, sondern auch, um später die Eier abzusammeln, die sonst kaum von denen anderer Amphibien zu unterscheiden sind.

Die Ergebnisse der Ruferkartierung bauen auf dem ersten Durchlauf des Projektes SOS arvalis aus dem letzten Jahr auf. Trotz der insgesamt geringen Anzahl an Moorfröschen im Reservat, scheint die Population an einigen Gewässern stabil zu sein. Im zweiten Schritt wurden an drei Gewässern Laichballen zur Aufzucht entnommen, wobei nicht nur bekannte Laichgewässer, sondern auch neue Populationen in das Projekt einbezogen wurden; dies soll zur genetischen Vielfalt der Nachzucht beitragen. Aus diesem Grund wurden nicht ganze Laichballen auf einmal entnommen, sondern es wurden zahlreiche verschiedene Laichballen teilweise gesammelt, um das Erbgut vieler verschiedener Moorfrösche zu bewahren.

Insgesamt wurden pro Gewässer 2000 Eier entnommen; im ganzen Biosphärenreservat also 6000 Stück. Während in der Natur etwa 3-4 % der Eier die Metamorphose zum ausgewachsenen, geschlechtsreifen Frosch überleben, erreichen in der Aufzuchtstation von AmphiConsult bis zu 70 %. Die erwarteten 4000 jungen Moorfrösche finden im Sommer ihren Weg zurück ins Biosphärenreservat. Nach der Aufzucht werden sie teilweise an ihren Entnahmegewässern, teilweise aber auch in neuen Gewässern ausgesetzt, was den Populationen, von denen Laich entnommen wurde, zugutekommt, da hier mehr Moorfrösche freigelassen werden, als natürlich überleben würden. Durch die hohe Überlebensrate in der Aufzuchtstation können zusätzlich Moorfrösche in Gewässern ausgesetzt werden, aus denen die Art in den letzten Jahren verschwunden ist. Langfristig sollen Lebensräume geschaffen und wiederhergestellt werden, die es dem Moorfrosch auch ohne Hilfe von außen ermöglichen, das Biosphärenreservat zurückzuerobern. Ein erster Vergleich der Ruferkartierungen aus den Jahren 2023 und 2024 zeigt bereits erste Erfolge: An Gewässern, an denen letztes Jahr junge Frösche ausgesetzt wurden, lassen sich dieses Jahr mehr adulte Tiere bei der Partnersuche beobachten.

Henrik Kempkes, der die Kartierungen und Laichentnahmen im Rahmen seiner Masterarbeit begleitete, wird in Zukunft Teil des Teams der Reservatsverwaltung sein und sich dem Biotop- und Artenschutz widmen.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 05.04.2024