Wiese mit Bürste - Insektenförderung im Grünland

Die Rühstädter Landschaftspflege GmbH hat in diesem Jahr auf einigen ihrer Grünlandschlägen Grünlandstreifen nicht genutzt, um die Biodiversität darauf zu erhalten und zu erhöhen. Die Aufwertung der Flächen in der Nähe des Europäischen Storchendorfes kommt letztendlich auch Meister Adebar zu Gute, der alle Schnäbel voll zu tun hat, seine Nestlinge groß zu ziehen. In Anbetracht sinkender Reproduktionsraten ein dankenswerter Schritt in die richtige Richtung.

Masse und Artenanzahl der Insektenfauna sind in den letzten Jahren in Deutschland und der Welt dramatisch gesunken. Die Biodiversitätskrise ist in vollen Gang. Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig. Während die Art und Weise der Landwirtschaft, als größtem Landnutzer, eine große Rolle spielt, beeinflussen auch Verkehr, Lichtimmissionen, Klimawandel und Versieglung die Insektenwelt.

Gefährliche Mahd

Ausgedehnte Grünflächen sind typisch für das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Mit 54 % ist der Grünlandanteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche überdurchschnittlich hoch im Vergleich zu Brandenburg (22 %, Daten von 2015). Die Mahd von Grünland ist für die Versorgung von Nutzieren und den Erhalt wertvoller Biotope und Lebensräume sehr wichtig. Trotzdem können bei jeder Mahd 70 – 85 % der Insekten getötet oder tödlich verletzt werden, hinzu kommen Amphibien, Vögel, Spinnen und Kleinsäuger, die schlimmsten Falls auch tödlich von der Mahd betroffen sind. Mit der Mahd gehen oft auch Nahrungsgrundlage und Reproduktionsraum verloren, wenn weit und breit alles abgemäht und weggefahren wird.

Streifen für die Biodiversität

Um Tiere und Pflanzen im Grünland zu schützen gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen können Flächen möglichst kleinteilig und mit unterschiedlichen Nutzungsarten (Weide, Wiese) und unterschiedlichen Nutzungszeitpunkten genutzt werden. Außerdem ist die Anlage von Saumbiotopen entlang von Gewässern und Wegen, an feuchten Senken oder an Gehölzen hilfreich. Bei einer einheitlichen Nutzung großer Flächeneinheiten können im Abstand von max. 80 m ca. 3 m breite, ungenutzte Streifen belassen werden. Diese Streifen sollten dann erst bei folgenden Nutzungsgängen ganz oder anteilig genutzt werden, gleichzeitig werden belassene Streifen neu angelegt. Die Wiese trägt dann „Bürste“.

Rettungsboot für Tiere

Ungenutzte Streifen sind wie eine „Arche Noah“ für viele Tierarten. Hier finden Sie Unterschlupf, Lebensraum und können sich fortpflanzen. Die Wiese bleibt bewohnt und wird schnell wiederbesiedelt. Davon profitieren dann diverse Nahrungsgäste auf der Fläche wie zum Beispiel der Weißstorch und sich von Samen ernährende Vogelarten. Auch können die in den Streifen wachsenden Kräuter aussamen und so langfristig erhalten bleiben. Die „Wiesenmahd mit Bürste“ wertet die von vielen Landwirten angewendete extensive Bewirtschaftung des Grünlands in Punkto Erhalt der biologischen Biodiversität immens auf.

Die Streifen beeinflussen dazu das Mikroklima auf der Fläche positiv: Wind wird gebremst und die Verdunstung von Bodenfeuchte verringert, so wird die Wiese ertragreicher. Der ökonomische Verlust durch den Ernteausfall für den Landwirt kann dadurch etwas gemindert werden.

Es wäre schön, wenn viele Landwirte auf ihren Flächen die „Wiesenmahd mit Bürste“ anwenden, um so einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Naturausstattung des Grünlands zu leisten.

Vielen Dank an die Rühstädter Landschaftspflege GmbH für diese freiwillige Naturschutzleistung!

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 29.06.2020