Dem Verlust biologischer Vielfalt mit zertifizierten Naturschutzprojekten vor Ort entgegenwirken

Förderverein, Deutsche Umwelthilfe und ZALF stellen zwei Pilotflächen im Biosphärenreservat vor

Deutsche Umwelthilfe stellt gemeinsam mit dem Förderverein Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. im Rahmen des Forschungs- und Umsetzungsprojektes „AgoraNatura“ zwei zertifizierte Naturschutzprojekte in der Prignitz vor – Beteiligte Unternehmen, Projektanbietende und Landwirte fördern mit ihren Projekten vor Ort den Erhalt der biologischen Vielfalt und der Leistungen der Natur – Kooperationen dieser Form sollen deutschlandweit Schule machen.

Eine intakte Natur und ihre Leistungen wie frische Luft oder sauberes Wasser sind Grundlagen unseres Wohlergehens und Wirtschaftens. Dennoch wird die Natur durch immer intensivere und flächenbeanspruchende Nutzungen gefährdet. Dem stellt sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit dem Forschungs- und Umsetzungsprojekt „AgoraNatura“ gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., der Universität Greifswald und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege entgegen. Ziel ist es, durch zertifizierte Naturschutzprojekte den Erhalt der biologischen Vielfalt zu fördern und die Leistungen der Natur zu schützen. Dazu werden Vereine, Landwirtinnen und Landwirte mit Unternehmen und Privatpersonen vernetzt. Das Projekt wird im Rahmen der gemeinsamen Förderinitiative von BMBF und BMU „Forschung zur Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie“ (F&U NBS) und im BMU durch das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ gefördert.

„Mit AgoraNatura setzen wir lokal vor Ort an, um auf landwirtschaftlichen Flächen den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Leistungen der Natur zu fördern. Zertifizierte Naturschutzprojekte sind ein Hebel, um konkret und transparent Natur zu erhalten und die positiven Effekte mitzuverfolgen. Wir freuen uns, dass die ersten Flächen bereits finanziert werden und Unternehmen einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt AgoraNatura Projektleiterin Bettina Matzdorf vom ZALF.

Zwei Pilotflächen gedeihen in Mankmuß und Ferbitz in der Prignitz. Die DUH und das ZALF besichtigten die Flächen gemeinsam mit dem Projektanbieter, dem Förderverein Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg e. V. auf einer Entdeckertour am 24. Juni. Der ökologische Energieversorger WEMAG AG hat das Projekt finanziell unterstützt sowie ermöglicht und erhielt vor Ort ein Zertifikat für dieses Engagement.

Pionierlandwirt Matthias Prüfer setzt das Projekt „Wertvoller Extensivacker in Mankmuß“ um. Das Vorkommen des Lämmersalats (Arnoseris minima), eine nach der Roten Liste Brandenburgs stark gefährdeten Art der Ackerwildkräuter, ist damit gesichert und eine Vielfalt an weiteren Ackerwildkräutern ist zu erwarten.

Dieter Krull sorgt im Projekt „Artenreiche Blühfläche in Ferbitz“ dafür, dass durch die extensive Nutzung der Stickstoffeintrag in die umliegenden Gewässer verringert und durch regionales Saatgut eine Vielfalt an Kultur- und Wildpflanzen geschaffen wird. Dieter Krull: „Das AgoraNatura Projekt ist gut durchdacht und vernünftig. AgoraNatura hat mich vor allem wegen der langfristigen Ausrichtung überzeugt. Die Investitionen sind auf fünf Jahre ausgelegt, das ist ein guter Zeitrahmen, um effektiv Naturschutzmaßnahmen auf der Fläche umzusetzen.“

Für die Beratung der beiden Landwirte und die Umsetzung des Projektes ist Krista Dziewiaty vom Förderverein Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg e. V. verantwortlich: „Es ist höchste Zeit, den Verlust von Tier- und Pflanzenarten in der Agrarlandschaft aufzuhalten und die Biodiversität zu fördern. Dafür ist ein Mosaik aus vielen verschiedenen Maßnahmen erforderlich, die in Zusammenarbeit mit den Landwirten umgesetzt werden müssen. Wir freuen uns, im Rahmen von „AgoraNatura“ erste Maßnahmen in der Prignitz begleiten zu dürfen. Ganz wichtig ist auch die Erfolgskontrolle solcher Maßnahmen, die die Mitglieder des Fördervereins in Zusammenarbeit mit der Naturwacht des Biosphärenreservates durchführen,“ so Dziewiaty.

Der Leiter des Vertriebs der WEMAG AG, Michael Hillmann, war bei der Besichtigung beider Standorte mit dabei und nahm das Zertifikat entgegen: „Mit dem AgoraNatura-Konzept wird Naturschutz transparent und für jeden nachvollziehbar. Das Besondere dabei ist, dass wir damit unsere Kunden ermutigen können, selbst die Initiative zu ergreifen. Das trifft den Zeitgeist. Der gewählte Ansatz senkt insbesondere für Privatpersonen die Hürden, sich für den Naturschutz einzusetzen und Ökosystemleistungen zu fördern“, sagt Hillmann.

Die Naturschutzprojekte werden vorab nach den Kriterien des neuen, unabhängigen Naturplus-Standards zertifiziert. Dieser legt Qualitätskriterien fest, deren Einhaltung von externen Fachleuten für jedes einzelne Projekt überprüft wird. Außerdem werden die zu erwartenden positiven Effekte des Projekts transparentdargestellt. Die Wirkung für die Pflanzenvielfalt, Tiervielfalt und genetische Vielfalt sowie die Wasserleistung, Klimaleistung und Bestäubungsleistung des Projekts vermittelt eine leicht verständliche Grafik. Den finanziell unterstützenden Unternehmen und Privatpersonen ist so die Sicherheit gegeben, dass ihr Geld sinnvoll investiert wird und dass sie die Wirkungen ihrer Beteiligung konkret nachweisen können.

In dem Projekt „AgoraNatura“ arbeiten DUH, ZALF, Universität Greifswald und der Deutsche Verband für Landschaftspflege aktuell an der Entwicklung des AgoraNatura Online-Marktplatzes. Dieser soll es Vereinen, Landwirtinnen und Landwirten, Unternehmen und Privatpersonen zukünftig erleichtern, zusammenzufinden und sich gezielt und wirkungsorientiert für Naturschutzprojekte vor Ort zu engagieren.

Ab Oktober 2019 können Vereine sowie Landwirte und Landwirtinnen auf dem Online-Marktplatz ihre zertifizierten Projekte anbieten. Unternehmen sowie Privatpersonen können sich an der Finanzierung der Umsetzung beteiligen und erhalten ein Zertifikat für ihre Naturschutzinvestition. „Wir sind derzeit auf der Suche nach weiteren Pionierunternehmen, die vorangehen und gemeinsam Quadratmeter für Quadratmeter die Artenvielfalt und die Leistungsfähigkeit der Natur erhalten, verbessern und erleben wollen,“ sagt AgoraNatura Mitarbeiterin Anika Winkelhöfer von der DUH. Marlen Krause, AgoraNatura Mitarbeiterin vom ZALF ergänzt: „Im Rahmen des Projektes erforschen wir, wie Unternehmen bei ihrem Engagement für den Naturschutz besser unterstützt werden können. Wir möchten Bedürfnisse und relevante Einflussfaktoren identifizieren und das Angebot bei AgoraNatura entsprechend gestalten.“

 

 

 

 

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 26.06.2019