Wendehals im Aufwind: Seltene Spechtart nimmt an der Elbe wieder zu
Die ersten Wendehälse dürften demnächst aus den Winterquartieren zurückkommen. Der Wendehals ist etwa lerchengroß und hat ein rindenfarbiges graubraunes Gefieder. Im Erregungszustand wird das Kopfgefieder gesträubt und der Kopf ruckartig gedreht, was ihm auch seinen Namen gab. Er gehört zu den Spechten, kann seine Nisthöhle aber nicht selbst anlegen. Er brütet in Nistkästen oder Höhlen, die von anderen Spechten angelegt wurden.
Der Wendehals nahm laut Vogelschutzwarte Brandenburg seit den 1970er Jahren stark ab. Zwar stoppte der Abwärtstrend Anfang der 2000er Jahre, der Bestand stagnierte seither jedoch lediglich auf niedrigem Niveau. Neben der Überdüngung der Landschaft hierzulande setzen der Art vermutlich die verschlechterten Bedingungen in den afrikanischen Winterquartieren und auf den Zugrouten zu.
Die Spechtart wird im Europäischen Vogelschutzgebiet „Unteres Elbtal“ regelmäßig kartiert, um Veränderungen zu registrieren und bei Bestandsrückgängen Maßnahmen zum Erhalt zu ergreifen. Bei der Erfassung in den Jahren 2021 bis 2023 wurden im elbnahen Bereich zwischen Breetz und dem Wentorfer Wachhaus von der Naturwacht und einem Gutachterbüro 15 Wendehalsreviere erfasst. „Wir freuen uns über dieses Ergebnis, denn es zeigt eine deutliche Zunahme des Bestandes. Im Jahr 2017 haben wir auf denselben Flächen kein einziges Revier nachgewiesen“, erklärt Rangerin Marion Korsch.
Die Naturwächterin schätzt, dass der Wendehals vom Gehölzsterben infolge von Klimawandel, Trockenheit und Eichenprozessionsspinner profitiert. Dadurch seien mehr Nahrung und Nisthöhlen verfügbar. Zudem seien in den zuletzt trockenen und heißen Sommern viele landwirtschaftliche Flächen nicht mehr so intensiv bewirtschaftet worden. Dies führte zu mehr Wiesenameisen und damit zu reichlich Nahrung für den Specht.
Der Lebensraum des Wendehalses innerhalb der untersuchten Teilgebiete im Biosphärenreservat waren ein absterbender Hartholzauenwald, Streuobstwiesen sowie lückige Gehölze mit vielen absterbenden Bäumen an der Löcknitz und in der freien Landschaft.
Auch wenn die Bestandsentwicklung derzeit positiv ist, sollten Maßnahmen zur Verbesserung des Erhaltungszustandes ergriffen werden. Eine strukturreiche Kulturlandschaft mit vielen alten und höhlenreichen Bäumen sollte erhalten und entwickelt werden. Vor allem der Einsatz von Düngemitteln und Insektiziden in der Landwirtschaft sollte reduziert werden. Dies hätte positive Folgen für die Insektenwelt und damit auf die Nahrung des Wendehalses. Auch das Ausbringen von Nistkästen in Gebieten mit wenigen Baumhöhlen könnte der Art helfen.
Hintergrund Naturwacht Brandenburg
Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg arbeiten seit 1991 in den 15 Nationalen Naturlandschaften des Landes als Mittler zwischen Mensch und Natur. Auf rund 9.000 Quadratkilometern – einem Drittel der Landesfläche – sind sie unterwegs und erfassen Daten zu Tier- und Pflanzenbeständen, Grundwasserspiegeln sowie zur Qualität von Gewässern. Sie setzen im Nationalpark, den drei Biosphärenreservaten und den elf Naturparken zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen um und kontrollieren deren Erfolg.
Gleichzeitig sind die 90 Rangerinnen und Ranger ansprechbar für alle, die in den Nationalen Naturlandschaften leben, arbeiten oder zu Gast sind. Sie begleiten jährlich rund 10.000 Interessierte auf mehr als 500 geführten Touren, teilen ihr Wissen und sensibilisieren für richtiges Verhalten in den Schutzgebieten. Damit stärken sie auch den Naturtourismus in der Region. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Bildung für Nachthaltige Entwicklung, BNE: In ihrer Arbeit mit Junior-Ranger-Gruppen oder in Schul-AGs wecken die Ranger*innen Interesse an Themen rund um die Nachhaltigkeit und motivieren und befähigen sie, selbst aktiv zu werden.
Rund 350 Freiwillige unterstützen die Naturwacht Brandenburg bei diesen vielfältigen Aufgaben. Seit 1997 arbeitet die Naturwacht unter dem Dach der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Mehr Informationen unter: www.naturwacht.de
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 27.03.2024