Bunte Gaukler im Blütenmeer: Feldbericht einer Rangerin

Dort, wo die bunte Blütenvielfalt trotz der Trockenheit vergangener Wochen und vereinzelter Mahd noch erhalten geblieben ist, lassen sich die faszinierenden Gaukler im Blütenmeer beobachten. Und so wird ein Wiesenstreifzug schnell zur Schmetterlingssafari, wenn Natternkopf, Heidenelken, Disteln, Witwenblumen, Schafgarbe, Malve, Kreuzkräuter, Wilde Möhre, Grasnelken, Thymian und Mauerpfeffer inmitten von Gräsern, Sauerampfer und Beifuß gedeihen. Nicht immer alle an einem Ort – manche Pflanzen bevorzugen Trockenlebensräume, andere Frisch- oder Feuchtwiesen. Wichtig ist eine artenreiche Pflanzengemeinschaft.

Auf einem Trockenrasen am Deich tummeln sich neben Wildbienen, Hummeln, Käfern, Schwebfliegen und Wespen verschiedenste Falter auf Nektarsuche. Einige Blüten werden kaum beachtet, andere scheinen magisch anzuziehen: Schachbrettfalter, Wiesenvögelchen, Zitronenfalter, Landkärtchen, Perlmutterfalter, Schornsteinfeger sowie Braune und Kleine Feuerfalter steuern blauviolette, pinke und gelbe Blüten an – und das ist längst nicht alles. Die Wiese ist ein Zukunftsort: Wer genau hinsieht, entdeckt Fortpflanzung und die nächste Generation. In der Vegetation paaren sich Sechsfleck-Widderchen, im benachbarten Blühststreifen sind die Raupen des Jakobskrautbären zu finden.

An Gräben und in Feuchtwiesen blüht der Wasserdost. Seine schirmartigen Blütenstände sind wahre Tummelplätze – vier oder fünf Falter zugleich an der Nektarbar sind keine Seltenheit. Ochsenauge, Admiral, Kaisermantel, Tagpfauenauge und Distelfalter zählen zu den Besuchern. Letzterer ist in diesem Jahr ein seltener Gast – wer ihn entdeckt, darf uns gern eine Rückmeldung geben.

Auch im naturnahen Garten bieten Brennnesselecken Raupenfutter. Dill und Möhren sind beliebte Eiablageplätze des Schwalbenschwanzes. Falter aller Couleur laben sich an Ringelblumen und Schmuckkörbchen.

Und ja: Die Klima- und Landschaftsveränderungen wirken sich negativ auf unsere Schmetterlinge aus. Zunehmende Wetterextreme wie Dürre und Starkregen sowie eine strukturarme, intensive Landbewirtschaftung sind Gründe für den Rückgang vieler Arten. Eine kontinuierliche Bestandsaufnahme soll helfen, Ursachen besser zu verstehen. Deshalb beteiligt sich die Naturwacht am Tagfaltermonitoring Deutschland, das seit 2005 vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung koordiniert wird. Entlang festgelegter Strecken – sogenannter Transekte – werden die Falter von April bis September wöchentlich erfasst. So lassen sich Veränderungen erkennen und Schutzmaßnahmen ableiten.

Im eigenen Garten helfen eine vielfältige Bepflanzung, der Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz, der Mut zur Wildblumenwiese und das späte Aufräumen des Staudenbeets nach dem Winter.

Für die Schmetterlingsbeobachtung gilt: Verweilen statt eilen – zur richtigen Zeit am richtigen Ort innehalten und beobachten. Hauptsaison für Gaukler – den passenden Ort finden Sie bestimmt. Vielleicht direkt vor Ihrer Haustür.

Autorin: Ricarda Rath ist Rangerin und Gebietsleiterin der Naturwacht im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.

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  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 14.07.2025