Dialogforum „Agroforst: Zukunft der Landwirtschaft?" bringt verschiedene Perspektiven zusammen

Am 18. September 2024 fand im NABU-Besucherzentrum Rühstädt ein vom Land Brandenburg und der EU finanziertes Dialogforum zum Thema „Agroforst: Zukunft der Landwirtschaft?" statt, zu dem der NABU Brandenburg in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg einlud. Die Veranstaltung brachte 39 Teilnehmende aus Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Behörden zusammen, um die Chancen und Herausforderungen der Agroforstwirtschaft gemeinsam zu diskutieren.

Nach der Begrüßung durch Christiane Schröder (NABU Brandenburg) und Dr. Jan Dierks (NABU Rühstädt) gab Dr. Christian Böhm vom Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) einen umfassenden Überblick über das Thema. Susanne Wangert vom NABU-Bundesfachausschuss Landwirtschaft beleuchtete anschließend die naturschutzfachliche Perspektive, gefolgt von Lea Martetschläger von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, die wissenschaftlich-praktische Einblicke vermittelte.

Ein besonders praxisnaher Beitrag kam von Martin Kempin vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK), der über die Fördermöglichkeiten von Agroforstsystemen im Rahmen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) informierte. Reiner Guhl vom Landwirtschaftshof Düpow (Prignitz) rundete die Vortragsreihe mit seinen eindrücklichen Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Praxis ab.

Im anschließenden Dialogteil entwickelten sich intensive Diskussionen, die sowohl Herausforderungen als auch Lösungsansätze aufzeigten. Ein zentrales Thema war die Umsetzung von Agroforstsystemen auf Grünland. Hier wurde deutlich, dass noch Klärungsbedarf bei den Abstandsregelungen für Gehölzstreifen besteht, die vom Kronendurchmesser abhängen. Auch der potenzielle Konflikt zwischen dem Artenschutz von Offenlandtierarten, wie dem Kiebitz, und der Etablierung von Agroforstsystemen wurde angesprochen.

Die Teilnehmenden äußerten den Wunsch nach konkreten Positivlisten für die Auswahl von Baumarten, die über die derzeit bestehenden Negativlisten hinausgehen. Zudem wurde angeregt, dass die Biosphärenreservatsverwaltung geeignete Flächen für Agroforstsysteme identifizieren könnte, um die Planungskosten zu minimieren. Der Bedarf an Referenzflächen und einem Reallabor wurde ebenfalls deutlich artikuliert.

Besonders wertvoll erwies sich der direkte Austausch zwischen Landwirtinnen und Behördenvertreterinnen. Dieser ermöglichte es, aktuelle Informationen zu Fördermöglichkeiten und Richtlinien unmittelbar zu teilen und konkrete Schritte und Maßnahmen zur Umsetzung zu diskutieren. Die Teilnehmenden lobten die integrative Atmosphäre der Veranstaltung, die allen Beteiligten gleichermaßen Raum für ihre Perspektiven bot.

Das Dialogforum verdeutlichte, dass die Agroforstwirtschaft ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft der Landwirtschaft in der Kulturlandschaft sein kann, jedoch noch einige praktische und administrative Hürden zu überwinden sind. Der konstruktive Dialog zwischen allen Beteiligten wird dabei als Schlüssel zum Erfolg gesehen. Die Verwaltung des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg nimmt sich des Themas Agroforst verstärkt an.

Autor Felix Wolf ist Mitarbeiter im NABU-Besucherzentrum Rühstädt.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 19.09.2024