Die Naturwacht bittet um Hinweise zu Standorten der Feuerlilie
Stark zurückgegangen
Viele kennen Lilien aus dem Garten: Es gibt über 100 Arten und zahlreiche Hybriden. Die Feuerlilie verdankt ihren Namen den untertassengroßen, flammend orangeroten Blüten. Anders als ähnliche Gartenlilien trägt die wildwachsende Feuerlilie schmale Blätter, die direkt aus dem Stängel entspringen. Einst kam sie in ganz Norddeutschland, den Mittelgebirgen und in den Alpen vor – heute findet sie sich nur noch an wenigen, zerstreuten Standorten.
Bekannte Vorkommen (Auswahl)
Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Brandenburg sind derzeit unter anderem bekannt:
– 14 Pflanzen am Rand einer Ackerbrache nördlich von Moor,
– je eine Pflanze an der Straße zwischen Bentwisch und Wittenberge sowie am Feldweg südwestlich von Dergenthin.
Zudem liegen Hinweise auf weitere Vorkommen bei Hinzdorf vor. In der Prignitz meldet das Landesamt für Umwelt Vorkommen bei Kunow und am Weinberg in Perleberg. Am Ortsrand von Polz (Mecklenburg-Vorpommern) sind drei weitere Vorkommen bekannt.
Warum die Feuerlilie verschwand
Die Herkunft der norddeutschen Feuerlilien ist noch nicht abschließend geklärt. In früheren Roggenfeldern auf sandigen Böden fanden sie jedoch gute Bedingungen: Im locker wachsenden Getreide erhielten sie ausreichend Licht, und die Mutterzwiebeln konnten viele neue Pflanzen bilden. Bis in die 1950er-Jahre galt die Feuerlilie in den Niederlanden und in Norddeutschland sogar als häufiges Ackerunkraut. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft änderte sich dies: Kunstdünger und Bewässerung ermöglichten den Anbau von Weizen, Kartoffeln und Mais auch auf mageren Geestböden. Roggenfelder verschwanden – und mit ihnen die Lilien; tief pflügende Maschinen setzten den Zwiebeln zusätzlich zu. Eine Art, die sich über Hunderte, womöglich Tausende von Jahren an die landwirtschaftliche Nutzung angepasst hatte, wurde so binnen weniger Jahrzehnte an den Rand des Aussterbens gedrängt.
Erhaltungsmaßnahmen
Wegen der Seltenheit und des kleinen Verbreitungsgebiets wurden bei Kunow Brutzwiebeln entnommen und im Botanischen Garten Potsdam vermehrt. Mitte Oktober konnten 40 Pflanzen bei Postlin und bei Sargleben ausgebracht werden. Auch von Pflanzen bei Moor und Polz wurden in diesem Sommer Brutzwiebeln zur weiteren Vermehrung gesammelt. Zudem werden die Pflanzen näher untersucht, um zu klären, welcher Gruppe sie zuzuordnen sind.
Vier Gruppen in Niedersachsen
Im Hauptverbreitungsgebiet Niedersachsen werden – unter anderem aufgrund unterschiedlicher Vermehrungsweisen – vier Gruppen unterschieden, die sich auch in Blättern und Blüten bemerkbar machen. Die beiden Gruppen, die sich ausschließlich über unterirdische Brutzwiebeln vermehren, sind durch den Verlust ihrer Lebensräume besonders bedroht, während die Gruppe mit oberirdischen Brutzwiebeln derzeit etwas besser dasteht.
Melden Sie Funde
Die Feuerlilie zählt heute zu den stark bedrohten Pflanzenarten. Da sie nur unter extensiver Bewirtschaftung dauerhaft überlebt, bitten wir um Ihre Unterstützung: Melden Sie weitere Standorte bitte an
Naturwacht Brandenburg – Marion Korsch
Tel. 038792-507646 · E-Mail: marion.korsch@naturwacht.de
Autorin: Marion Korsch, Mitarbeiterin der Naturwacht in Lenzen.
Redaktionell überarbeitet.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 20.10.2025
