Durch die Linse - Unterwegs mit dem Naturfotograf Mario Herzog

Der Naturfotograf Mario Herzog ist mit seiner Kamera oft im Biosphärenreservat unterwegs. Hier erzählt er mehr über seine Leidenschaft.

Seit wann fotografierst du?

Richtig angefangen habe ich 2013 im Rahmen eines Fotowettbewerbes der Stadtwerke Wittenberge. Dort wurden meine Fotos prämiert und öffentlich ausgestellt. Seitdem ist meine Leidenschaft für Fotografie entfacht. Später absolvierte ich beim renommierten Naturfotografen Willi Rolfels Workshops und bekam so eine völlig neue Perspektive für die Natur vor meiner Haustür. Fotografiert wurde alles: Von Großtrappen im Havelland oder Moore mit Wollgras in Schleswig-Holstein. Auch technisches Know How konnte ich mir dort aneignen. Beim Fotografen Markus Botzek lernte ich den Ansatz der “Fotowalks” kennen. Bei diesen Fotowalks steht ein Thema im Mittelpunkt und über die Dauer eines Workshops befassen sich die Teilnehmenden vertiefend damit. Das kann eine Tierart sein oder Merkmale in der Landschaft. Ich unterstütze die Workshopteilnehmer mit meinem Wissen zu Natur und Landschaft sowie allgemein zur Fotografie. Dieser Ansatz hat mich begeistert und ich biete die Fotowalks jetzt in der Prignitz an. Das Interesse für die Naturfotografie wecke ich gerne bei anderen Menschen.

Welchen Reiz hat die Fotografie für dich?

Den Augenblick festzuhalten. Und diese Momente teile ich gerne. Gerade die Sozialen Medien bieten tolle Möglichkeiten ein Publikum zu bedienen. Mich fasziniert die Natur vor der Haustür und die ungeahnten Einblicke in Details, die wir im Alltag nicht wahrnehmen. Dafür braucht es keine Motive in exotischen Ländern - die gibt es für mich hier in der Prignitz. Der Wechsel der Jahreszeiten bringt in kurzen Abständen immer wieder Neues: Andere Arten, unterschiedliche Farben und Erscheinungen in der Landschaft wie Nebel, Eis, Hitzeflimmern. Und darin besteht für mich der Reiz.

Wie bereitest du dich auf eine Fotosession vor?

Das kommt auf die Wahl der Motive an. Im letzten Jahr stand für mich der Wiedehopf bei Hinzdorf im Mittelpunkt. Zuerst musste ich die Bruthöhle finden und die Fluggewohnheiten bei der Nahrungssuche studieren. Dadurch konnte ich den gesuchten Ort weiter eingrenzen und finden. Ich gehe aber auch spontan raus und fotografiere was mir vor die Linse läuft. Aus dem Auto heraus entstehen immer wieder gute Schnappschüsse. Ein schönes Erlebnis hatte ich im Rühstädter Bogen. Ein junger Fuchs ließ sich blicken. Und für beide - für mich den Fotografen und dem Tier- gab es diesen speziellen Überraschungsmoment. Der junge Fuchs blieb neugierig erstarrt stehen und gab mir die benötigte Sekunde den Auslöser zu drücken. Das perfekte Foto!

Landschaft, Tiere oder Menschen?

Angefangen habe ich mit Landschaft. Oft waren es Sonnenauf- und Untergänge an der Elbe. Mittlerweile suche ich das richtige Zeitfenster und die Bedingungen dafür aus. Die ideale Atmosphäre entsteht für mich, wenn ein Regengebiet heranzieht oder vorüberzieht. Wolken sind für mich ein tolles Gestaltungselement im Bild, mit dem ich gerne spiele - zum Beispiel mit Spiegelungen in der Elbe. Im Reich der Makrofotografie faszinieren mich Schmetterlinge oder Libellen.

Hast du bei deinen Foto-Sessions neue Arten entdeckt?

Pflanzen oder Tiere, die ich nicht zuordnen kann, erfrage ich bei den Spezialisten: Bei der Naturwacht, unseren regionalen Ornithologen oder in der Biosphärenreservatsverwaltung erhalte ich fundierte Antworten. Ich lerne immer dazu. Vor einigen Jahren hatte ich das Glück einen Brachvogel zu fotografieren. Sie sind eher selten bei uns zu Gast während ihres Zugs.

Bemerkst du Veränderungen bei bestimmten Arten?

Tendenziell nimmt die Trockenheit bei uns in der Region zu. Arten, die diese Bedingungen bevorzugen finden mehr Verbreitung. Im Umkehrschluss schwindet bei anderen Arten wie den Weißstorch die Populationsdichte, denn hier spielt das Wasser in der Landschaft eine Schlüsselrolle für das Nahrungsangebot. Was mir auffällt, ist die zunehmende Versiegelung von Flächen und der damit verbundene Schwund von potentiellen Lebensräumen für verschiedenste Arten. In diesem Zusammenhang sehe ich auch die Entwicklung von Wildnisgebieten als einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz.

Beobachtest du Besonderheiten an den Gewässern in der Elbtalaue?

Der “Gelbe Haken” bei Garsedow ist in den letzten Jahren oft ausgetrocknet. Das lockte regelmäßig Graureiher, Schwarzstörche und Weißstörche an, die in den verbleibenden Wasserlöchern auf für sie komfortable Fischjagd gehen. Für mich als Fotograf ist das toll, viele Vögel an einem Ort ablichten zu können - obwohl das Trockenfallen kein schöner Trend ist.

Was gefällt dir besonders an der Elbtalaue?

Die Elbe als Fluss, der hier zum Teil noch naturnah erscheint, besonders mit den vorhandenen Restauen. Die Prägung der Landschaft durch Hoch- und Niedrigwasser wirkt sich auf das Arteninventar aus, sodass es für mich als Fotograf vielfältige Motive gibt. Diesen Wechsel und Wandel mag ich sehr.

Wie fängst du den perfekten Moment ein?

Gute Kenntnisse über Arten und deren Lebensraum helfen bei der Eingrenzung dieses Momentes. Das richtige Licht ist für mich genauso wichtig. Also entweder in den frühen Morgenstunden oder Abendstunden, nicht bei der prallen Mittagssonne. In diesen Stunden nehme ich die Geräusche der Natur intensiver wahr, was bei der Motivsuche helfen kann. Und schließlich gehört noch etwas Glück dazu.

Das Interview führte Oliver Krause.

Infotext: Mario Herzog ist gelernter Zahntechnikermeister und lebt und arbeitet in der Prignitz. Seit 2013 fotografiert er Natur und Landschaft in der Elbtalaue und gewährt spannende Einblicke in eine zauberhafte Naturlandschaft. Als Natur- und Landschaftsführer verfügt er über ein fundiertes Wissen über seine Umgebung und teilt dieses Wissen auch gerne mit Interessierten. Dazu gehören auch seine Fotowalks, die auch in diesem Jahr wieder stattfinden werden.

Link zur Webseite

Fotowalks:

Fotowalk 1 - ausgefallen, wird ggf. nachgeholt

Europäisches Storchendorf Rühstädt NABU-Besucherzentrum

Neuhausstr 9

19322 Rühstädt

25. April 2021 9:00 – 13:00 Uhr

Fotowalk 2

Plattenburg bis zum Mühlenberg

Parkplatz Plattenburg

Burgstraße Parkplatz

19339 Plattenburg

19. Juni 2021 18:00 – 22:00 Uhr

Fotowalk 3

Rambower Moor Rundweg

Ankündigung folgt

Fotowalk 4

BUrg Lenzen und Deichrückverlegung

Burg Lenzen Parkplatz

Burgstr. 3

19309 Lenzen

16. Oktober 2021 16:00 – 20:00 Uhr

Fotowalk 5

Stadtrundgang in Wittenberge

Ankündigung folgt

Anmeldungen: Bis 10 Tage vor Veranstaltungsbeginn telefonisch unter 0174 9791215 oder per E-Mail: mahog-photos@email.de.

Hinweis: Bei schlechtem Wetter Verschiebung der Termine möglich, weitere Infos nach verbindlicher Anmeldung, Kosten pro Teilnehmer 45 €.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 23.04.2021