Erfassung von Rot- und Schwarzmilan sowie Wespenbussard

 

Die Greifvögel Rot- und Schwarzmilan sowie der Wespenbussard gehören im Europäischen Vogelschutzgebiet „Unteres Elbtal“, das räumlich dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg entspricht, zu den wertgebenden Arten und sind nach Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Die EU-Mitgliedstaaten müssen der EU-Kommission alle sechs Jahre einen zusammenfassenden Bericht über die Entwicklung der Lebensräume und Arten sowie der durchgeführten Schutzmaßnahmen erstellen. Durch die langfristige Beobachtung der Vogelbestände können ökologische Veränderungen in der Landschaft, die Wirksamkeit von Naturschutzmaßnahmen sowie die Wirkungen von Agrarumweltprogrammen beurteilt werden. Mit der Dauerbeobachtung und den regelmäßigen Berichten an die Kommission wird die Überprüfung der qualitativen Entwicklung der Vogelschutzgebiete gewährleistet.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat bei Konzeption und Durchführung des Monitorings die Federführung gegenüber den hauptamtlich und den ehrenamtlich tätigen Ornithologen. Die Koordinierung des Monitorings übernimmt die Staatliche Vogelschutzwarte des LfU.

Umfangreiche Methodik

Die Ranger*innen der Naturwacht sind derzeit mit der Dritterfassung im Vogelschutzgebiet der drei Greifvogelarten beauftragt. Im Rahmen der Zweiterfassung 2015 und 2016 registrierten sie 50 Rotmilan- und 21 Schwarzmilanbrutpaare. Die diesjährig erhobenen Daten werden in den Bericht an die EU für das Jahr 2024 einfließen. Aufgrund der umfangreichen Methodik nach den „Methoden¬standards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ (SÜDBECK et al. 2005) ist eine großflächige Erfassung im gesamten Vogelschutzgebiet (ca. 532,2 km²) nicht möglich und erfolgt daher auf ausgewählten Referenzflächen, die ca. 50 % der Gesamtfläche abdecken. Bereits im Winter wurden die Horstbäume mit einer sehr engmaschigen Begehung aufgenommen. Jetzt im Frühjahr beginnt die Registrierung der anwesenden, balzenden oder brütenden Greifvögel. Dies erfolgt in drei Durchgängen innerhalb der jeweiligen Wertungszeiträume, die sich je nach Art unterschieden (s. unten Artensteckbriefe). Dazu werden die Horstbäume aus weiter Entfernung mehrmals auf ihren Besatz kontrolliert.

Über die Hälfte des Weltbestands des Rotmilans, dessen Verbreitungsgebiet in Europa liegt, brütet in Deutschland. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung für diese Art. In dem 2019 veröffentlichten Heft „Vögel in Deutschland – Übersicht der Bestandssituation“ wird bundesweit für alle drei Greifvogelarten von einem langfristig stabilen Bestandstrend ausgegangen. Den Vogelschutzgebieten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

 

Bestand in Brutpaaren (BP) in Deutschland, Brandenburg und im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Brandenburg
Bestand in Deutschland 2011-2016 1) Bestand in Brandenburg 2015-2016 2) Bestand im SPA-Gebiet „Unteres Elbtal“ 2015-2017 3)
Rotmilan14.000-16.000 BP1.650-1.800 BP58-60 BP
Schwarzmilan6.500-9.500 BP1.100-1.350 BP26-28 BP
Wespenbussard4.000-5.500 BP330-400 BP7-12 BP

1) GERLACH et al. (2019): Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. 2) Daten der Vogelschutzwarte Brandenburg 3) Daten der Vogelschutzwarte Brandenburg (Zweiterfassung; Meldungen von Naturwacht und weiterer Ornithologen)

Rot- und Schwarzmilan sowie Wespenbussard bevorzugen reich strukturierte Landschaften mit Wäldern, offenen Feldfluren, Grünland, Ackergebieten und Gewässern. Die Gewässerbindung ist beim Rotmilan weniger ausgeprägt als beim Schwarzmilan. Der Wespenbussard als überwiegender Insektenfresser (Hauptnahrung sind Larven und Puppen von Hummeln und Wespen) braucht zudem viele Waldränder bevorzugt zu Brachen, Heiden und Wiesen.

Artensteckbriefe

Rotmilan (Milvus milvus)

Schutzstatus: streng geschützt, VRL-Ang. I, Rote Liste Deutschland V (Vorwarnliste), Rote Liste Brandenburg 3 (gefährdet)

Kennzeichen: 61-72 cm groß. Spannweite 155-180 cm. Charakteristisch langer, tief gegabelter Schwanz. Flügel recht schmal mit langen Handschwingen, oft angewinkelt beim Flug. Unterseits weißes „Fenster“ in den Handschwingen mit schwarzem Ende. Rostfarbener Schwanz und Körper typisch. Kopf grau.

Nahrung: Kleinsäuger, Vögel bis zur Krähengröße, Amphibien, Reptilien, Regenwürmer, auch Aas und Abfälle (weniger als Schwarzmilan)

Zugverhalten: Kurzstreckenzieher. Südwestlich der Elbe auch regelmäßige Überwinterung. Ankunft im Brutgebiet ab Ende Februar. Abzug ab Ende August, meist später.

Schwarzmilan (Milvus migrans)

Schutzstatus: streng geschützt, VRL-Ang. I, Rote Liste Deutschland * (derzeit keine Gefährdung)

Kennzeichen: 48-58 cm groß. Spannweite 135-170 cm. Nur leicht gegabelter Schwanz typisch. Vom Rotmilan durch dunkles braunes Gefieder zu unterscheiden. Nur leicht angedeutetes helles Feld an den Handschwingen.

Nahrung: Fische (an der Wasseroberfläche), Vögel bis zur Rebhuhngröße, Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien, Regenwürmer, auch Aas und Abfälle

Zugverhalten: Langstreckenzieher. Ankunft im Brutgebiet ab Ende März. Abzug ab Mitte August.

Wespenbussard (Pernis apivorus)

Schutzstatus: streng geschützt, VRL-Ang. I, Rote Liste Deutschland 3 (gefährdet), Rote Liste Brandenburg 2 (stark gefährdet)

Kennzeichen: 52-59 cm groß. Spannweite 125-145 cm. Etwas größer und langflügeliger als Mäusebussard. Im Flug Hals schlank und Kopf vorgestreckt. Schwanz recht lang mit abgerundeten Feder. Schwanz als auch Flügel mit den typischen dunklen Binden auf hellgrauem Grund. Großer Abstand zwischen den dunklen Bändern.

Nahrung: Larven, Puppen, Imagines von Wespen und Hummeln; daneben andere Insekten, Würmer, Amphibien, Reptilien, (Jung-)Vögel, Kleinsäuger (ausnahmsweise)

Zugverhalten: Langstreckenzieher. Zug oft in großen Gruppen. Ankunft im Brutgebiet ab Ende April. Abzug bereits ab Mitte August.

Autorin Daniela Drechsler ist Mitarbeiterin der Naturwacht im Biosphärenreservat.

 

Literatur:

BEAMAN, M. & MADGE, S. (1998): Handbuch der Vogelbestimmung – Europa und Westpaläarktis, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. BEZZEL, E. (1985): Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Nonpasseriformes – Nichtsingvögel, Aula-Verlag, Wiesbaden. GERLACH, B., R. DRÖSCHMEISTER, T. LANGGEMACH, K. BORKENHAGEN, M. BUSCH, M. HAUSWIRTH, T. HEINICKE, J. KAMP, J. KARTHÄUSER, C. KÖNIG, N. MARKONES, N. PRIOR, S. TRAUTMANN, J. WAHL & C. SUDFELDT (2019): Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster. Download unter: www.dda-web.de/downloads/publications/statusreports/statusreport_uebersichten_bestandssituation.pdf LANDESAMT FÜR UMWELT (LFU, 2018): Managementplanung Natura 2000 im Land Brandenburg – Managementplan für das Vogelschutzgebiet 7001 „Unteres Elbtal“. Download unter: mluk.brandenburg.de/n/natura2000/managementplanung/spa7001/MP7001.pdf SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K. SCHRÖDER & C. SUDFELD (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands, Radolfzell.

 

 

 

 

 

 

 

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 26.03.2020