Ergebnisse der Wachtelkönigerfassung 2024 im Europäischen Vogelschutzgebiet Unteres Elbtal
Das Europäische Vogelschutzgebiet "Unteres Elbtal" im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ist ein wichtiger Lebensraum für den Wachtelkönig. Die Art zeigt hier stark schwankende Bestände und bevorzugt das Elbvorland und angrenzende, sehr elbnahe Deichhinterland. Der Zustand des Wachtelkönigs gilt als kritisch, weshalb gezielte Schutzmaßnahmen nötig sind, um die Art langfristig zu erhalten.
Aktuelle Bestandsaufnahme und Ergebnisse
An der umfassenden Erfassung nahmen die Naturwacht, private sowie hauptberufliche Ornithologen teil. Sie fand in zwei Durchgängen im gesamten Elbdeichvorland und angrenzenden Deichhinterland, der Lenzer Wische, dem Rambower Moor sowie der Stepenitzniederung von Wittenberge bis Perleberg statt. Weitere Nachweise aus anderen Gebieten oder von zusätzlichen Beobachtern aus der Region Prignitz wurden nicht gemeldet.
Obwohl aufgrund eines langen Winterhochwassers bessere Habitatbedingungen erwartet wurden, führte eine Trockenperiode im April und Mai zu niedrigeren Elbpegeln. Auch daher gelangen an früheren Hotspots wie dem Elbvorland bei Cumlosen oder im Raum Bälow/Rühstädt keine Nachweise. Positiv war jedoch, dass viele Grünlandflächen beim ersten Erfassungstermin noch ungemäht waren, was die Lebensbedingungen für den Wachtelkönig günstig hielt. Dennoch wurden nur im Bereich der Deichrückverlegung Lenzen und in der Stepenitzniederung (s. unten) einzelne rufende Männchen nachgewiesen. Damit liegt der Bestand seit über zehn Jahren im niedrigen einstelligen Bereich, in manchen Jahren waren sogar überhaupt keine Nachweise gelungen. Das letzte gute Wachtelkönigjahr war 2013 mit über 20 nachgewiesenen Rufern.
Neben dem Wachtelkönig blieb der Bestand anderer Feuchtgebietsvögel in der Region weiterhin niedrig. Im Jahr 2024 gab es keine Nachweise des Tüpfelsumpfhuhns, und auch der Schlagschwirl konnte nur einmal in der Deichrückverlegung beobachtet werden. Die Anzahl der Feldschwirlbeobachtungen war mit 56 ebenfalls stark rückläufig (2023: 220).
Schutzmaßnahmen und Habitatmanagement
Die Schutzmaßnahmen für den Wachtelkönig im Gebiet umfassen eine Reihe von Managementstrategien, die auf die Förderung extensiver Grünlandnutzung und den Erhalt hoher Wasserstände im Frühjahr abzielen. Zu den Maßnahmen zählen:
Einstellung höherer Wasserstände auf Grünlandflächen bis Mai, um geeignete Brutbedingungen zu schaffen.
Schaffung von flach überstauten Blänken im Grünland zur Förderung der Feuchtwiesenstruktur.
Belassen ungemähter Randstreifen um nasse Senken und Gewässer, sowie späte Mahd oder Beweidung nicht vor dem 15. August.
Reduzierung des Pestizideinsatzes und Rückführung von Ackerflächen in feuchtes Grünland.
In der Stepenitzniederung, einem Kompensationsflächenpool, wurden Maßnahmen zur Erhaltung der Brutplätze des Wachtelkönigs ergriffen, darunter die Aussetzung der Mahd in bestimmten Bereichen und eine vorsichtige Mahd, um mögliche Jungvögel zu schützen. Diese abgestimmten Maßnahmen sollen langfristig den Bestand stabilisieren und das Habitat verbessern.
Zukünftige Planungen und Ausblick
Zusätzliche Hinweise aus der Region deuten darauf hin, dass regelmäßig Rufer im Getreide nördlich von Bentwisch zu hören sind. Eine Erfassung in diesem Gebiet ist für die nächste Saison vorgesehen, um potenzielle Brutplätze genauer zu untersuchen. Insgesamt zeigt sich für 2024 ein leichter Anstieg der Nachweise in Deutschland, allerdings sind größere Vorkommen selten.
Für eine Verbesserung des Erhaltungszustands sind fortlaufende Bemühungen notwendig, die gezielte Anpassungen in der Landnutzung und eine enge Kooperation mit der Landwirtschaft einschließen, um den Lebensraum des Wachtelkönigs langfristig zu sichern.
Vielen Dank an den Ornithologen Stefan Jansen für die Bereitstellung von Text und Daten.
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 29.08.2024