Freiwillige berichten: Reptilien-Monitoring im Biosphärenreservat

Das Wissen über die Verbreitung und Häufigkeit einer Artengruppe sowie einzelner Arten ist der erste Schritt zum Schutz dieser und der allgemeinen Biodiversität. Aus diesem Grund finden Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg regelmäßig Monitorings verschiedener Tierarten statt. Seit Anfang Mai befassen sich zwei Bundesfreiwillige, Marie von der Naturwacht und Wiko von der Verwaltung des Biosphärenreservats, mit den Reptilien in der Region rund um Rühstädt. Basierend auf früheren und aktuellen Beobachtungen wurden geeignete Gebiete ausgesucht, in welchen Reptilien vorkommen können. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Nachweis einer besonders streng geschützten Art: Der Schlingnatter (Coronella austriaca).

Zur Kontrolle von Reptilienaktivität werden unter anderem sogenannte „Schlangenbretter“ verwendet. Ein Schlangenbrett besteht aus Teichfolie und zwei Holzlatten. Die Folie wird quadratisch auf 1 x 1 Meter zugeschnitten; die Holzlatten werden zur Stabilität an zwei gegenüberliegenden Seiten befestigt. Zu großen Teilen kommt die Teichfolie aus dem Gemeinschaftsgarten in Wittenberge. Dort hatte sie keine Verwendung mehr, die Naturwacht hingegen, der der zuständige Verein die Teichfolie großzügig überlassen hat, kann sie ideal einsetzen. Die Schlangenbretter sorgen für einen warmen und geschützten Platz, welcher für Reptilien ideal ist.

Mit Fotokamera und Bestimmungsbuch ausgerüstet kontrollieren Marie und Wiko einmal pro Woche alle Schlangenbretter. Dabei ist es wichtig, dass die Wetterverhältnisse stimmen. Weder zu kalt noch zu heiß darf es sein (17-22 °C), so müssen sie, je nach Temperatur, früher oder später losfahren. In den vergangenen fünf Monaten konnten neben einigen Zaun- und Waldeidechsenfunden auch Blindschleichen, Ringelnattern und sogar zwei Schlingnattern auf den untersuchten Gebieten nachgewiesen werden. Das für dieses Jahr beendete Projekt wird nächstes Jahr im Frühling wieder aufgenommen, wenn die Reptilien ebenso wieder aktiv werden.

„Wer sich dafür einsetzt, Säugetiere und Vögel vor dem Ausrotten zu schützen, kann stets auf Beifall hoffen. Mit diesen beiden Tiergruppen ist jedermann vertraut, zu ihnen fühlt er sich hingezogen, und ihren Rückgang beklagt er mit ehrlicher Anteilnahme. Wie steht es jedoch mit den stammesgeschichtlichen Ahnen der Säugetiere? Die Reptilien haben auch ihr von der Natur aus zuerkanntes Recht zu leben. […] Durch die fortschreitende Besiedlung […] und den Einsatz von Insektengiften werden ihre Lebensräume bedroht […].“ (Wermuth, 2000)

Nach diesem Motto setzt sich die Naturwacht für alle Tierarten gleichermaßen ein und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität im Biosphärenreservat Elbe-Brandenburg.

Autor Wiko absolviert ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst in Rühstädt.

Quellenverzeichnis: Wermuth. 2000. Bedrohte Kriechtiere. In Bernhard Grzimek, Tierleben Enzyklopädie des Tierreichs (6. Band, S. 35 f.). Augsburg, Deutschland: Bechtermünz und Weltbild.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 20.09.2022