Gefiederte Ehrengäste treffen in Rühstädt ein: Seit Ostern beginnt das Klappern wieder vermehrt

Wie jedes Frühjahr erwarten mit Beginn der ersten, wärmenden Sonnenstrahlen die Bewohner*innen des kleinen Dorfs an der Elbe die saisonalen Hausgäste. Am ersten März-Wochenende trafen die ersten Weißstörche ein und besetzten die üblichen Nistfavoriten, das Trafohaus und den Wasserturm. Diese Ankömmlinge sind in der Regel Westzieher, deren Flugroute aus dem Nordwesten Afrikas und Spanien zumeist günstigen Reisebedingungen unterliegen. Dann wurde es wieder etwas stiller und die anfängliche Euphorie wich einer Zeit des geduldigen Beobachtens. Der erneute Kälteeinbruch Mitte März überzog nicht nur im Norden der Bundesrepublik die Böden und Gräser mit einer Frostschicht, auch im Südosten erschwerten Schneeschauer und eisige Temperaturen das Vorankommen der Großvögel. Seit Ostern finden sich deutlich mehr Weißstörche auf den zahlreichen Nisthilfen in Rühstädt ein, was auf die Ankunft der ersten Ostzieher hindeutet. Bereits 15 Horste mit sieben Paaren konnten Mitte April gezählt werden. „Dies ist eine gute Tendenz, jedoch ist noch weiterhin Luft nach oben“, berichtet Ellen Beuster vom NABU-Besucherzentrum.

Die letzten trockenen Sommer führten vermehrt zur Abnahme von Brutpaaren im Europäischen Storchendorf und auch die Zukunft scheint weiter ungewiss. Obwohl der kurze, aber kräftige Wintereinbruch mit viel Schnee den Anstieg der Elbe förderte, kann dies die Trockenheitsbilanz der letzten Jahre nicht aufheben. Die Schneeschmelze förderte den Zulauf der vorhandenen Überflutungssenken im Deichrückland. Diese stellen potenzielle Kleinhabitate für Amphibien und somit eine wichtige Nahrungsquelle der Störche dar. Abzuwarten ist nun die meteorologische Entwicklung des Frühjahrs, denn sie ist ein wichtiger Indikator für den Bruterfolg der Weißstörche. In dieser Zeit bilden Kleinlebewesen, wie Regenwürmer und Kaulquappen, die leicht verdauliche Hauptnahrung der Jungstörche. Fehlt jedoch die Nässe, ziehen sich Regenwürmer in tiefere Bodenschichten zurück und die Tümpel mit den Jungfröschen trocknen aus. Folgen sind Brutverluste der Weißstörche und eine Bestandsgefährdung der Population in der Region.

Maßnahmen zur Förderung der Habitate können von großen Akteur*innen sowie Kleingärtner*innen umgesetzt werden. Positive Beispiele im Raum Rühstädt wurden zuletzt u. a. durch den Wasser- und Bodenverband und den Naturschutzfonds aufgezeigt: Durch Ausbaggern bzw. Erweitern der Ufersäume des Schlossteiches und des temporären Gewässers hinter dem Besucherzentrum sollen sich langfristig vermehrt Amphibien ansiedeln und im Sinne der Nahrungskette dem Weißstorch zum Populationserhalt verhelfen. Im eigenen Garten ist dies auch möglich, bspw. durch extensives Mähen der Grünflächen. „Wir möchten Kleingärtner*innen dazu ermutigen, eine wilde Ecke zu etablieren, in der nur selten oder gar nicht gemäht wird“, sagt Ellen Beuster. Dies fördere nicht nur die Artenvielfalt im neu geschaffenen Kleinhabitat, sondern ermögliche auch mehr freie Zeit für Erholung.

Eine freudige Nachricht hat die NABU-Mitarbeiterin noch mitzuteilen: „Das Verhalten einiger Paare lässt darauf hindeuten, dass die ersten Eier bereits ausgebrütet werden.“ Bis Anfang Mai werden noch mehr Weißstörche in Rühstädt erwartet, denn Platz auf den Dächern ist ausreichend vorhanden. Mehr Informationen zum NABU-Besucherzentrum sind auf Facebook und Instagram zu finden.

Die Autorin Ellen Beuster ist Mitarbeiterin im NABU-Besucherzentrum Rühstädt.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 20.04.2021