Mehr Agroforst für Brandenburg!

Agroforst: Wie der Begriff schon erahnen lässt, verbirgt sich hinter ihm eine Kombination aus Land- und Forstwirtschaft. Als multifunktionale Landnutzungsform sollen so wieder mehr Gehölze in die Landschaften Brandenburgs gebracht werden. Dies ist nicht nur schön anzusehen, sondern bringt viele Vorteile für die Landwirtschaft und die Natur mit sich.

Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft wurden der Landschaft in den letzten Jahrzehnten viele meist „störende“ Elemente wie Hecken und Bäume entnommen. Das Ergebnis sind große, strukturlose Landschaften. Diese können besonders von Erosion (Abtragung des Bodens) durch Wind und Niederschlag betroffen sein.  Gehölze auf der Fläche, seien es Hecken oder Pappelstreifen, bremsen den Wind und helfen dabei, dass der fruchtbare Boden an Ort und Stelle bleibt.
Nicht nur wertvolle Nährstoffe verbleiben in der Fläche, sondern auch Wasser wird länger im Boden gehalten und effektiver unter den Pflanzen verteilt. In Anbetracht der vergangenen und zukünftigen Dürresommer schaffen sie so ein wenig Abhilfe.

Der Schatten, den die Gehölze auf die Fläche werfen, schützt außerdem vor Verdunstung und ist im Hochsommer für die Ackerkultur eine willkommene Abwechslung zur Dauerbestrahlung. Nicht nur Pflanzen freuen sich gelegentlich über ein schattiges Plätzchen, sondern auch Tiere wie Rinder und Hühner nutzen gerne den Schutz der Bäume und Sträucher.

Das im Herbst abfallende Laub ist kein Ärgernis für die Landwirte und Landwirtinnen, sondern reichert den Oberboden mit wertvollen Nährstoffen an. Dasselbe gilt für die Wurzeln der Gehölze: Sie stehen nicht nur im regen Austausch mit der sie umgebenden Erde, sondern verwandeln sich zu nährstoffreicher Erde, nachdem sich abgestorben sind. Nicht zuletzt lockern sie den Ackerboden auf und erleichtern es, wertvollen Erdbewohnern wie Regenwürmern das Erdreich zu bewohnen. Sie ziehen gleichermaßen Nutzen aus der Gehölzstruktur wie Vögel, Insekten und viele andere Tierarten.
Es entstehen neue Lebensräume und Korridore zwischen den bereits bestehenden Lebensräumen werden geschaffen. Nicht zuletzt profitiert die Vielfalt der Arten, der Lebensräume und der genetischen Variationen – die Biodiversität – von Agroforstsystemen.  

Damit bieten Agroforstsysteme sowohl eine Chance für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, als auch für die Erschließung neuer Geschäftszweige, wie zum Beispiel der Erzeugung von nachhaltigen Energieträgern wie Hackschnitzeln aus der Biomasse der Agroforststreifen oder Edelholz.  

Besonders Brandenburg mit seinen sandigen, nährstoffarmen Böden, meist großen Schlägen und bereits sehr geringen Niederschlägen kann von der Anlage von Agroforstsystemen profitieren. Herausforderungen wie der fortschreitende Klimawandel und das Artensterben sind nur zwei Beispiele, bei denen Gehölzstrukturen in der Landwirtschaft ein Teil der Lösung sein könnten.

Seit Anfang des Jahres 2023 hat die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) beschlossen Gehölzstrukturen als Teil der landwirtschaftlichen Fläche anzuerkennen. In diesem Rahmen bleibt die Einkommensgrundstützung (Basisprämie) erhalten und eine Förderung von 60 € pro Hektar Gehölzfläche kann in Anspruch genommen werden.
 

Mehr Infos zur Förderung unter:
agroforst-info.de

 

Über den Autor:
Im Rahmen eines studienintegrierten Praktikums im Fach Forstwirtschaft erstellte der Autor für zwei interessierte Landwirte ein Agroforstkonzept. Hierfür wurden die Potentiale auf deren Äckern und Grünland mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS) bestimmt und Flächen für die Anlage von Agroforstsystemen empfohlen.  Faktoren wie Wind- und Wassererosion, Bodenart, Wasserverfügbarkeit, vorhandenen Strukturelemente und Größe der landwirtschaftlichen Flächen flossen in die Beurteilung des Potentials mit ein. Eine enge Absprache mit den beteiligten Landwirten war hierbei genauso wichtig, wie die Beratung durch Vereine und Firmen, die in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt hatten.  

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 06.03.2023