Methodentest „Bestäubergärtchen“: Ehrenamtliche gehen an Hochbeeten auf Hummel-Suche
Wie können Hummeln und andere Bestäuber auch in blütenarmen Agrarräumen erfasst werden? Eine neue Methode testen Forschende gemeinsam mit Ehrenamtlichen im Projekt „Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften“: Hochbeete sollen ein insektenfreundliches Blühangebot schaffen.
Seit Mai 2023 testen Forschende des Thünen-Instituts für Biodiversität gemeinsam mit Ehrenamtlichen eine neue Methode, um Daten über Hummelvorkommen zu sammeln: sogenannte Bestäubergärtchen. Das sind Hochbeete, die mit regionalen und hummel-freundlichen Pflanzen bestückt sind und in der Agrarlandschaft aufgestellt werden. Im ersten Jahr der Testphase werden 25 solcher Bestäubergärtchen in Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen aufgebaut. Die Biosphärenreservatsverwaltung beteiligt sich an dem Forschungsprojekt und betreut zwei Untersuchungsflächen in Rühstädt.
Citizen Science: Ehrenamtliche zählen, fotografieren und bestimmen Hummeln
Ehrenamtliche betreuen die Hochbeete und erfassen von Frühjahr bis Herbst die dort auftretenden Hummeln. Dafür werden die Beete einmal im Monat 20 Minuten lang beobachtet, alle Hummeln gefangen, fotografiert und danach wieder freigelassen. Für teilnehmende Ehrenamtliche, die ihr Wissen über Hummeln vergrößern möchten, bietet das Thünen-Institut kostenlose Kurse zur Hummelbestimmung an.
Die Ergebnisse ihrer monatlichen Hochbeet-Besuche übermitteln die Betreuerinnen und Betreuer an das Thünen-Institut. Dort werden die Ergebnisse verifiziert und die Ehrenamtlichen erhalten eine Rückmeldung zu den gefangenen Hummeln an ihren Hochbeeten.
Auch Passant*innen können beim Hummelmonitoring mitmachen: Sie können per App die Hummeln am Hochbeet selbst bestimmen und zählen.
Im Testjahr 2023 sind bereits alle Bestäubergärtchen vergeben. Wer sich ehrenamtlich im Wildbienen-Monitoring engagieren möchte, kann sich auf der Webseite wildbienen.thuenen.de unverbindlich für die kommende Monitoring-Saison anmelden.
Vorteil der Methode: Hummeln auch in blütenarmen Agrarlandschaften nachweisen
In intensiv genutzten Agrarlandschaften kann es vorkommen, dass während der Flugzeit von Hummeln und anderen Bestäubern nicht ausreichend Nahrung in Form von Blüten vorhanden ist. Die etablierte Transekt-Methode, bei der die Tiere entlang einer festgelegten Strecke auf einer Untersuchungsfläche erfasst werden, stößt dann an ihre Grenzen: Sind keine Blüten innerhalb eines gewissen Zeitraums vorhanden, können keine Hummeln aufgefunden werden, obwohl diese dort mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden sind. Als „Pollen- und Nektar-Tankstellen“ sollen die Bestäubergärtchen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, vorhandene Populationen nachzuweisen. Die Hochbeete sind damit eine Ergänzung zur Transekt-Methode, die bereits seit 2021 im Rahmen des Projekts getestet wird. Die Bestäubergärtchen sind so konzipiert, dass sie den Insekten als einzige Nahrungsquelle nicht ausreichen. Der Zustand lokaler Populationen wird dadurch also nicht verfälscht. Künftig könnten an den Hochbeeten auch weitere Bestäuber erfasst werden.
Das Ziel: Wissen über Wildbienen in der Gesellschaft vergrößern
Hummeln und andere Wildbienen sind als Bestäuber enorm wichtig – nicht nur für den Erhalt von biologischer Vielfalt und intakten Ökosystemen, sondern auch für die Ernährungssicherheit. Zum Zustand und zur Entwicklung von Wildbienenbeständen gibt es bisher in Deutschland keine repräsentative Datengrundlage. Das Forschungsprojekt „Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften“ am Thünen-Institut für Biodiversität entwickelt und testet deshalb Methoden zur bestandschonenden Erfassung von Wildbienen in landwirtschaftlich genutzten Räumen.
In den Citizen-Science-Modulen haben Ehrenamtliche die Möglichkeit, einen Beitrag zur Forschung zu leisten und zugleich ihr eigenes Wissen über Wildbienen zu vergrößern. Das Projekt ist Teil des Verbundprojektes MonViA, dem bundesweiten Monitoring der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften.
Weitere Informationen auf wildbienen.thuenen.de/bestaeubergaertchen.
Die Pressemeldung stammt von unseren Forschungspartner dem Thünen-Institut: Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei.
Ein Video gibt Einblicke in das deutschlandweite Projekt: https://vimeo.com/887202716
Kontakt:
Thünen-Institut für Biodiversität
Bundesallee 65, 38116 Braunschweig
Ansprechperson: Leonie Lakemann (Presseanfragen)
Projekt-Koordinationsteam: wildbienen@thuenen.de
Gebiet
- Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Meldung vom 31.05.2023