Stetig im Wandel - Das Partnernetzwerk im Biosphärenreservat

Seit 10 Jahren besteht das Partnernetzwerk im länderübergreifenden Biosphärenreservat. Wir haben dies als Anlass genommen, um die Entwicklung des Partnernetzwerkes zu betrachten und den Erfolg für das nachhaltige Regionalmanagement zu evaluieren. Die ehemalige Commerzbank-Praktikantin Clara Schwindt hat dafür Interviews mit den Partnerkoordinator*innen geführt und die Daten der vergangenen Jahre ausgewertet.

Im Winter 2020/2021 führte Clara Schwindt, Studentin an der TU München und ehemalige Praktikantin im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, eine Fallstudie zur Partnerinitiative durch. Ziel der Studie war es zu untersuchen, wie die Partnerinitiative als Regionalmanagementinstrument funktioniert und zu evaluieren, wie erfolgreich sie dabei ist.Grundlage der Untersuchung waren dabei Daten über die Partnerbetriebe und Interviews mit den vier Koordinator*innen Elisa Igersheim, Tobias Keienburg, Eta Radöhl und Babett Wickler.

Die Partnerinitiative im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe umfasst 177 Partnerbetrieb in 11 Branchen (Stand: Dezember 2020). Die Verteilung der Betriebe über die Branchen variiert dabei zwar je nach Bundesland, dennoch gibt es gemeinsame Tendenzen. So ist überall die Übernachtungsbranche prominent vertreten, während die Branchen Bildung, Dienstleistungen, Handel sowie Handwerk und Produzierendes Gewerbe in allen Bundesländern wenig vertreten sind. Betriebe in den recht neuen Branchen Fischerei und Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer gibt es bislang nur in Sachsen-Anhalt. (Abb.1)

Auch die Anzahl der Betriebe unterscheidet sich in den Bundesländern: 58 in Mecklenburg-Vorpommern, 54 in Niedersachsen, 46 in Sachsen-Anhalt und 19 in Brandenburg. Zu Beginn der Initiative 2011/2012 wurden in allen Bundesländern recht viele Betriebe zertifiziert. Danach sanken die Zahlen ein paar Jahre, um im Zeitraum von 2017-2019 ähnlich hoch und höher als zu Beginn der Initiative zu sein. (Abb.2) Größter Erfolg der Initiative ist die stärkere Kooperation der Partner untereinander, auch länderübergreifend. So bringt die Initiative neue Impulse und Ideen, die Partner können voneinander lernen, sich weiterentwickeln und zum Teil entstehen sogar neue, gemeinsame Angebote, von denen alle profitieren. Außerdem stärkt die Initiative die Bekanntheit der Partner in der Region als qualitativ hochwertige Anbieter. Ferner sind auch nach 10 Jahren Partnerinitiative viele Betriebe in der Region an der Partnerschaft interessiert, sowohl bereits zertifizierte als auch noch nicht zertifizierte.

Die Rolle der Partnerschaft für die gesamte Regionalentwicklung wird in den Bundesländern unter-schiedlich bewertet. Alle vier Koordinator*innen haben die wirtschaftliche Wirkung des Netzwerkes durch die Werbung und die Kooperationen hervor. Die Wirkung auf die gesamte regionale Wirtschaft und Entwicklung wird in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern als bedeutsam beschrieben, während in Niedersachsen und Brandenburg die Partnerinitiative eine (noch) geringe Rolle spielt. Gründe hierfür sind, dass die zertifizierten Betriebe zum Großteil bereits für nachhaltiges Wirtschaften sensibilisiert sind und damit oft nur kleine, falls überhaupt, Umstellungen in der Wirtschaftsweise für die Zertifizierung notwendig sind. Gleichzeitig handelt es sich bei den zertifizierten Betrieben oft um kleine, zum Teil sogar im Nebenerwerb betriebene Betriebe, die nur einen geringen Anteil der Gesamtwirtschaft der Region ausmachen. In Brandenburg wird der geringe Effekt auch auf die (noch) vergleichsweise geringe Partnerzahl zurückgeführt. Alle vier Koordinator*innen betonen aber, dass die Initiative positive Effekte für die Region hat. (siehe auch Abb. 3)

Insgesamt scheint die Partnerinitiative ein gut geeignetes Programm zur Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung zu sein. Die Akteure vernetzen sich nicht nur in ihren Bundesländern, sondern auch überregional, es entstehen dabei neue Angebote. Die Zertifizierung und die Nutzung des Corporate Designs ermöglicht den Partnern besser für ihre nachhaltigen Produkte und Dienstleistungen zu werben und hat in ganz Deutschland Wiedererkennungswert. Dadurch steigt die Bekanntheit der Partnerbetriebe in der Region und über die Region hinaus, was wiederum die regionalen Wertschöpfungsketten stärkt. Gleichzeitig fördern die Partner das Bewusstsein für die Ziele des Biosphärenreservats und so möglicherweise dessen Akzeptanz in der Bevölkerung und die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region. Allerdings bewirkt die Initiative bislang tendenziell nur geringe Veränderungen in der Wirtschaftsweise im Biosphärenreservat, dessen Ziel es laut UNESCO ist, Modelregion für nachhaltige Entwicklung zu sein und dabei alle Wirtschaftssektoren mitzunehmen. Dafür müsste die Initiative weiterwachsen und auch bereit sein, weniger nachhaltige Betriebe aufzunehmen, um diese weiterzuentwickeln.

Kontinuierliche ausreichend ambitionierte Entwicklungsziele könnten hier sowohl eine Aufnahme noch nicht ganz nachhaltig wirtschaftender Betriebe erlauben als auch Greenwashing verhindern, ohne die Auszeichnung „Partner des Biosphärenreservats“ als Qualitätsmerkmal zu verlieren. Auch ohne Umstrukturierung der Initiative hin zu Entwicklungszielen anstelle konstanter Zertifizierungsbedingungen, ist das Netzwerk stetig am Wachsen und erweitert so seinen Einfluss in die Region.

Das länderübergreifende Partnernetzwerk verbindet nachhaltig produzierende Akteure verschiedener Branchen. Die Partner arbeiten in und mit der Region und identifizieren sich mit dem Biosphärenreservat und dem Schutz der Kulturlandschaft. Weitere Informationen zum Partnernetzwerk und einen Beitritt in wenigen Schritten finden Sie unter: www.flusslandschaft-elbe.de.

Die Fallstudie steht hier zum download zur Verfügung.

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 25.03.2021