Wiederangebunden! BUND-Auenzentrum reaktiviert zwei Flutrinnen und bindet die Hohe Garbe wieder an die Elbe an

Das BUND-Auenzentrum Burg Lenzen verfolgt im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ das Ziel naturnahe Auen an der Elbe zu erhalten und zu fördern. Mit der Anbindung zweier Flutrinnen in der Hohen Garbe ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Umgesetzt wird dieses Vorhaben im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Mit über 200 Hektar Auwald zählt die Hohe Garbe, Sachsen-Anhalt, zu den größten und wichtigsten verbliebenen Hartholzauen an der unteren Mittelelbe – ein Naturjuwel vor unserer Haustür! Hartholzauwälder zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie sind an die jährlichen Überschwemmungen des Flusses angepasst, speichern und reinigen das Wasser und verbessern so die Grundwasserqualität. Trotz ihrer hohen ökologischen Bedeutung bedecken Hartholzauwälder jedoch nur noch ca. 1% der heutigen Flussauen - auch im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe.

Selbst die Hohe Garbe war über Jahrzehnte nicht vollständige an die Elbe angebunden: ein ehemaliger Deich trennte die Hohe Garbe vom Strom ab. Das Wasser gelangte nur verzögert in das Gebiet, war es jedoch einmal da, konnte es kaum wieder abfließen – keine guten Bedingungen für den Auwald. Das BUND-Auenzentrum Burg Lenzen verfolgt im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ das Ziel, die Hohe Garbe wieder an die Abflussdynamik der Elbe anzubinden und auentypische Lebensräume zu entwickeln. Zentrale Maßnahmen im Projekt sind die Reaktivierung zweier Flutrinnen. „Mit Hilfe von alten Karten und Geländeaufnahmen konnten wir den ursprünglichen Verlauf der ehemaligen Flussarme sehr gut nachvollziehen“ erläutert der Projektkoordinator Dieter Leupold vor Ort. „Zudem haben wir mit verschiedensten digitalen Modellierungen nachgewiesen, dass die Wieder-Anbindung der Flutrinnen die Dynamik in der Hohen Garbe erheblich verbessert und dabei kein negativer Einfluss für den Hochwasserabfluss der Elbe entsteht.“

Dafür sind jede Menge positive Effekte für die Tiere und Pflanzen zu erwarten: Durch das Einströmen kleinerer Hochwasser und das ungehinderte Ausströmen, ist die natürlich Dynamik in weiten Teilen der Hohen Garbe wieder gegeben. Auf diesen Wechsel zwischen Überflutung und Trockenheit sind spezialisierte Tier¬ und Pflanzenarten der Aue zwingend angewiesen. So profitieren insbesondere Amphibien, wie die seltene Rotbauchunke, aber auch viele Fisch- und Libellenarten sowie weitere an Feuchtgebiete in der Aue gebundene Arten vom Anschluss der Flutrinnen. Schwarz- und Weißstörche finden reichlich Nahrung und der Kranich im feuchten Wald geeignete Brutplätze. Aber auch für uns Menschen sind intakte Flussauen wichtig. Denn nur so können sie ihre vielfältigen Leistungen, wie Hochwasser- und Klimaschutz oder etwa ihre Reinigungsfunktion, übernehmen.

„Wir sind schon sehr gespannt auf die Ergebnisse der nächsten Jahre“, so Meike Kleinwächter, Leiterin des Projektes „Lebendige Auen für die Elbe“. Der Anschluss der ersten Flutrinne, mit dem nach langer Planung und Vorbereitung im Herbst dieses Jahres begonnen wurde, ist nun fast abgeschlossen. Die zweite Flutrinne wird in Kürze durch die Schlitzung des alten Deiches reaktiviert. Die Elbe hat bereits bei den letzten großen Hochwasserereignissen den alten Deich an einigen Stellen angeknabbert. Der Bagger hilft nun ein bisschen nach. „Mit der Umsetzung dieser Baumaßnahmen wird ein zentrales Projektziel nach langer Vorbereitungszeit erreicht“ freut sich Meike Kleinwächter. Mit der dadurch erfolgten Redynamisierung der Auenlandschaften in der Hohen Garbe werden zugleich auch wesentliche Ziele der nationalen Biodiversitätsstrategie in einem bundesweit bedeutsamen Maßstab an der Elbe realisiert – ein wichtiger Meilenstein auch für das BUND-Auenzentrum auf Burg Lenzen.

Weitere Informationen zum Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ finden Sie hier

Gebiet

  • Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Meldung vom 16.12.2019